Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Möchten Sie sich das "Wort an die Gemeinde" anhören?    

Wir könnten heute über das Wetter nachdenken. „Der April, der April, der macht was er will.“ Eine alte Bauernweisheit. Anlass dazu hätten wir sicher, wenn wir an die Hagelschauer der letzten Woche denken. Wir könnten auch darüber nachdenken, welche Bedeutung die berühmte Äußerung von Martin Luther, die er 1521, also vor 500 Jahren, gehalten haben soll: „Hier stehe ich und kann nicht anders“ für uns protestantische Christen hat.
Aber es gibt aktuellere Themen. Die Kanzlerkandidaten für die nächste Bundestagswahl. Die Grünen wollen heute ihre Entscheidung bekanntgeben und die CDU/CSU ringt noch mit sich.
Es ist Zeit für einen Wechsel. Das wissen wir doch alle und es wird der politischen Landschaft nur gut tun. Gute Gründe dafür finden wir zuhauf. Es braucht wieder mehr soziale Themen und vor allem soziales Engagement in unserem Land. Es gibt einen viel zu großen Niedriglohnsektor, es gibt viel zu viele soziale Berufe, die zu schlecht bezahlt werden, die Pandemie hat die Reichen reicher und die Armen ärmer gemacht, die Corona-Krise hat vor allem vielen Menschen, die im Dienstleistungsgewerbe tätig sind, den Job gekostet. Außerdem hat die Pandemie die Schwächen dieser Gesellschaft schonungslos aufgedeckt, sei es im Bildungs - oder Gesundheitssektor u.a.
Und das zaghafte Krisenmanagement unserer Politiker spricht hier ebenso eine klare Sprache. Die epidemiologische Welt verkündet mit einer Zunge, dass es nun 5 nach Zwölf ist und niemand hört wirklich hin. Das ist eigentlich schon fahrlässig. Stattdessen Postengeschacher, Intrigen, interne Machkämpfe, Besserwisserei und Lobbyismus…

Gestern war der Sonntag Miserikordias Domini (Barmherzigkeit Gottes). Die zu predigenden Abschnitte, ob alt oder neutestamentlich haben alle den „Guten Hirten“ zum Thema. Der Wochenspruch aus dem Johannisevangelium hat ebenso den Hirten zum Thema: „Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ Bekannt ist natürlich auch der 23. Psalm, vielen von Ihnen sicher gut im Ohr:

1 Der HErr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
2 Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
3 Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
5 Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Der gestern zu predigende Text wäre nun ein Kapitel aus dem Prophetenbuch des Propheten Ezechiel gewesen oder wie Luther noch gerne übersetzt hat, der Prophet Hesekiel. Der Text beginnt mit starken Worten:
„Des Herrn Wort geschah zu mir: Du Menschenkind, weissage gegen die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der Herr: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?“
Die prophetische Kritik an den Hirten, die sich selbst weiden, hat große Aktualität in dieser Zeit, in der viele Verantwortliche der Politik mehr um ihren eigenen Einfluss (s. die Debatte um die Kanzlerkandidatur) und Gewinn (s. die Affäre um die Atemmasken) besorgt sind als um das Wohl des Volkes.
In Ezechiel 34 ist der theologische Gedanke herausragend, dass nicht bessere Hirten erwartet werden, sondern dass Gott selbst ein guter Hirte für sein Volk sein wird. So sind wir aus neutestamentlicher Perspektive bei Jesus angekommen.

Neben dem allgemeinen Vorwurf, dass die Hirten sich selbst bereichern, sind es noch mehrere Punkte, in denen die Herrschenden das Volk vernachlässigen: sie sorgen sich nicht um die Gesundheit der Kranken und Verwundeten, sie kümmern sich nicht um die Verirrten und Verlorenen, sie fördern die Schwachen und die Starken nicht in angemessener Weise. Das ist durchaus zu beziehen auf die heutige Zeit. Erstaunlich ist natürlich, dass sich anscheinend seit mehr als 2 1/2 tausend Jahre in der politischen Landschaft fast nichts geändert hat.

Von Ezechiel hören wir also, dass Gott als guter Hirte für die Menschen da ist, gerade da, wo die falschen Hirten das Volk vernachlässigt haben. Ezechiel schreibt nicht, was man denn nun besser machen könnte, sondern er sagt: Gott selbst wird der gute Hirte sein. Er wird das Schwache stärken und das Starke behüten, kurz: er wird dafür sorgen, dass es allen Menschen gut geht. Das hört sich für mich sehr tröstlich und hoffnungsvoll an.

So erweist sich eben Jesus als unser guter Hirte: Anders als die sich selbst weidenden Hirten sorgt er sich um die Gesundheit der Kranken und Verwundeten: Im Neuen Testament wird erzählt, wie viele Menschen in ihrer Krankheit von Jesus Heilung und Heil erfahren. Auch um die Verirrten und Verlorenen kümmert sich Jesus; er gibt ihnen Orientierung und zeigt ihnen den Weg zum Leben. Schließlich wird von Jesus erzählt, dass er die Schwachen aufrichtet und stärkt, und wie er auch den Starken neue Wege zeigt.

Jesus ist für uns der gute Hirte, von dem Ezechiel spricht. Zumindest in der Zusammenschau von altem und neuem Testament. Das macht uns nicht lammfromm und still, vielmehr gibt uns Jesus die Kraft, in seinem Namen als mündige Christen aufzutreten und für Gerechtigkeit einzustehen. In all dem macht er die Menschen nicht zu willenlosen und dummen Schafen, im Gegenteil: Seine Verantwortung für die Seinen bringt er gerade damit zum Ausdruck, dass er den Menschen zu ihrem eigenen Leben verhilft. Durch Jesus als unserem Hirten werden wir nicht entmündigt, sondern in die eigene Verantwortung gerufen. So erfahren wir nicht nur Hilfe, sondern können selbst auch für andere wie Hirten sein: uns um die sorgen, die verwundet wurden oder krank sind; uns mit denen auf den Weg machen, die ohne Ziel und Orientierung sind; für die Schwachen in unserer Gesellschaft eintreten und sie stärken und auch mit den Starken und Aktiven neue Aufgaben anpacken. Nicht wie ein Schaf alles von den Herrschenden zu erwarten, sondern selbst Verantwortung übernehmen: Darum geht es für uns, wenn Christus unser guter Hirte ist.
Und so macht Gott sein Versprechen war: „Ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide und ich will euer Gott sein, spricht Gott der Herr.“ (Ezechiel 34,31)

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Das Bild des Hirten ist natürlich sehr antiquiert und einem Kulturland geschuldet, dass v.a. durch ländliche Strukturen geprägt war. Dennoch wird man heute darüber abstrahieren können und dann kommen viele Menschen in Betracht, die sich als Hirten verstehen können. Da sind Politiker, Lehrer, Geistliche, Mediziner, Philosophen u.v.a.
Am letzten Sonnabend wurde ein anderer Hirte „seines“ Volkes unter großer Anteilnahme, wenn auch nur medial, beigesetzt, nachdem er im betagten Alter von 99 Jahren gestorben ist. Er stand zwar nur in der zweiten Reihe, übte dort aber die Funktion aus, die ihm zugewiesen war.

Hier sein vollständiger Titel:

„His Royal Highness The Prince Philip, Duke of Edinburgh,
Earl of Merioneth and Baron Greenwich,
Royal Knight Companion of the Most Noble Order of the Garter,
Extra Knight of the Most Ancient and Most Noble Order of the Thistle,
Member of the Order of Merit,
Grand Master and First and Principal Knight of the Most Excellent Order of the British Empire,
Knight of the Order of Australia,
Companion of the Queen’s Service Order,
Lord of Her Majesty’s Most Honourable Privy Council,
Member of Her Majesty’s Privy Council for Canada.“

Übersetzt:
„Seine königliche Hoheit Der Prinz Philip, Herzog von Edinburgh,
Earl of Merioneth und Baron Greenwich,
Royal Knight Companion des edelsten Ordens des Strumpfbandes,
Extra Ritter des ältesten und edelsten Ordens der Distel,
Mitglied des Verdienstordens,
Großmeister und erster Hauptritter des besten Ordens des britischen Empire,
Ritter des Ordens von Australien,
Begleiter des Dienstbefehls der Königin,
Herr des ehrenwertesten Geheimrates Ihrer Majestät,
Mitglied des Geheimrates Ihrer Majestät für Kanada. “

Man mag zu den Royals stehen, wie man will und zu Monarchien im Allgemeinen ebenso.
Aber auch hier ist ein Wechsel angesagt!

 

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Ich grüße Sie wieder von meinem Schreibtisch aus. Heute beraten wir im Kirchengemeinderat, wie es weitergeht mit den Gottesdiensten. Die Zahlen steigen ja wieder und versprechen erstmal keine Änderungen. Vielleicht warten wir noch ein bisschen, bis die Temperaturen Open-Air-Gottesdienste möglich machen. Ich werde Sie darüber hier und in der Bordesholmer Rundschau informieren.

Auch auf Instagram finden Sie uns jetzt. Dieses Medium wird von unserer Sekretärin Frau Tertel gepflegt.

Seien Sie Gott befohlen in dieser merkwürdigen Zeit und passen Sie bitte auf sich und Ihren Nachbarn auf!

Sie wissen, wenn wir in der Kirchengemeinde etwas tun können, dann melden Sie sich bitte.
Die Mitarbeiter/ -innen unserer Kirchengemeinde sind selbstverständlich ansprechbar.
In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zur Einkehr und zum Gebet geöffnet.

Ich verbleibe mit den besten Wünschen für Sie,

Ihr und Euer
Pastor

Henry Koop

 

P.S. Bruce Springsteen: Land of Hope and Dreams (https://youtu.be/vXkauUI_AU4)

Hier kommen noch die üblichen Hinweise:

Weitere religiöse Impulse finden Sie im Internet. Ich habe es schon in den vorherigen Briefen gesagt: Wenn Sie nicht so firm im Umgang mit dem Computer sind, lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkelkindern helfen, die können das.
Sie können auf den Seiten der Gemeinden aus der Eiderregion fündig werden, wenn Sie in der Nähe bleiben wollen: Schulensee, Kirchbarkau, Flintbek, Bordesholm aber auch auf den Seiten der anderen Nachbarn Bokhorst oder Nortorf.
Darüber hinaus auf den Seiten des Kirchenkreises Altholstein, der Nordkirche, der VELKD oder der EKD. Auch die neuen sozialen Medien bieten eine Menge. Suchen sie mal bei Instagram, da finden Sie uns jetzt auch oder auf Facebook. Eine Fülle von religiösen Angeboten finden Sie ebenso in Funk und Fernsehen. Sie werden staunen, was es alles gibt.
Gerne mache ich wieder auf das Angebot des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg aufmerksam. Die Kirchengemeinde St. Jürgen sendet sonntags den Gottesdienst „Liveline“ aus der St. Jürgen-Kapelle. Schauen Sie mal rein. Es lohnt sich. Sie finden den Gottesdienst über die Internetseite der Kirchengemeinde St. Jürgen (www.st-juergen.de)

Und am Anfang der Woche erfahren Sie hier wieder die Neuigkeiten aus unserer Gemeinde mit einem religiösen Impuls, solange der Präsenzgottesdienst am Sonntag ausgesetzt ist.