Liebe Menschen in der Kirchengemeinde St. Johannis!

Ich will Ihnen heute wieder aus der Gemeinde erzählen, was war und was kommt! Wir haben die ersten Beerdigungen unter den neuen Voraussetzungen und Hygieneauflagen in der Kirche gefeiert. Ein schwieriges Unterfangen. Es ist schon gewöhnungsbedürftig - viel Platz zwischen den Teilnehmern, Mund - und Nasenbedeckung, Hygiene, begrenzte Teilnehmerzahl. Immerhin gab es Musik zur Trauerfeier, die Orgel und das Klavier wurden bespielt. Das war doch sehr tröstlich. Wie wichtig zum Abschiedsnehmen die Atmosphäre in der Kirche ist, ist da nochmal sehr deutlich geworden. Und v.a. welche Rolle der Musik dabei zukommt. Es ist ein kleiner Schritt weiter, als noch in den Wochen zuvor. Die begrenzte Teilnehmerzahl auf dem Friedhof von fünf Personen wurde immerhin aufgehoben. Vielleicht sollten wir bei schönem Wetter gleich auf den Friedhof gehen und dort den Trauergottesdienst feiern. In den Beerdigungsgesprächen werde ich das mal ansprechen.
Sitzungen und Besprechungen wurden analog oder per Video im Gemeindehaus abgehalten.
Ein Hygienekonzept für den Kindergarten und das Gemeindehaus wurde erarbeitet.
In unserem Kindergarten wurde eine Notgruppe eingerichtet für Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten. Das sind bei uns, da wir ja nur eine Kindergartengruppe haben, nicht viele. Aber die Kinder, die da waren, freuten sich sehr darüber, dass sie wieder kommen durften und dass unserer Erzieherinnen ausschließlich für sie da waren.
Der Gemeindebrief der drei ev. Kirchengemeinden ist fertig gestellt worden. Er kommt demnächst raus und wird in alle Haushalte im Amt Bordesholm mit der Bordesholmer Rundschau ausgeteilt. Schauen Sie mal rein, es lohnt sich natürlich, denn auch da erfahren Sie das eine oder andere.
In dieser Woche wollen wir den ersten Gottesdienst miteinander feiern, zum Himmelfahrtstag. Wir feiern ihn unter den noch geltenden Auflagen. Jeder Gottesdienstbesucher bekommt seinen eigenen Stuhl, den er im Abstand von 2 Metern um sich herum zum nächsten Stuhl aufstellt. Mund und Nase müssen bedeckt werden. Hygienevorschriften müssen eingehalten werden und es wird eine Teilnehmerliste geführt. Im Anschluss an den Gottesdienst wird es keinen Kaffee geben (schade !), wir tasten uns langsam voran. Leider dürfen wir nicht singen! Da wir aber wissen, wie wichtig Musik ist, hat sich unserer Musikerin für den Himmelfahrtstag Frau Christiane Struck etwas einfallen lassen. Freuen Sie sich darauf.
Wir wollen erstmal vier Wochen unter diesen Bedingungen miteinander Gottesdienst feiern. Dann wollen wir die Erfahrungen auswerten und neu besprechen, wie es weitergehen kann.
Das Café im Kleinen Haus wird wieder aufmachen, am kommenden Sonntag, von 14.00 Uhr 17.00 Uhr— aber nur draußen bei schönem Wetter und unter Einhaltung der Hygienevorschriften, die für das Gastronomiegewerbe gelten, drinnen ist nicht genug Platz.

Nun sind heute ja neue Vorgaben gemacht worden, heute geht es also wieder los. Viele Lockerungen wurden für die Gastronomie, den Tourismus, für Kitas und Schulen, für Kino und Theater u.a. beschlossen.
Auch bei uns in der Kirche merkt man, dass wir langsam und vorsichtig, hier und da wieder beginnen. Halten wir aber Maß, gerade in der Kirche, in der Gemeinde, in den Gruppen und Kreisen, die allesamt noch nicht wieder stattfinden können. Gehen wir doch lieber einen Schritt langsamer als zwei zu schnell. Diejenigen, die wir dadurch schützen, werden es uns danken.
Natürlich mache ich mir Gedanken darüber, was denn mit der Gemeindearbeit wird. Wann kann sich der Chor wieder zur Probe treffen, wann die Frauenhilfe zum Frauenfrühstück, wann die Senioren und der Seniorengeburtstagskreis, der Spielkreis für Erwachsene, der Literaturkreis, der Theaterkreis, die Nähkreise und die Nachbarschaftshilfe u.a.? Auch darüber machen ich mir Gedanken, wann in unserem Gemeindehaus wieder getrommelt oder Tango getanzt wird. Wir wissen es noch nicht. Und es ist schwer, das auszuhalten! Doch ich glaube, dass durch unser Stillhalten, nicht die Welt untergeht - oh nein.

Gestern war Sonntag Rogate - Betet! Gepredigt hätte werden sollen über den Abschnitt aus dem Matthäusevangelium, der das Vaterunser enthält. Vielleicht ist es eine gute Übung in dieser Zeit, sich mal wieder das Vaterunser vorzunehmen. Kollegen empfehlen, das Vaterunser beim Händewaschen zu beten, es dauert ungefähr 30 Sekunden. Vielleicht eine gute Idee, damit ich weiß, wann die Zeit um ist. Andererseits ist das Vaterunser das Gebet, das wir Christen alle kennen und sprechen, das uns miteinander verbindet vor Gott. Sicher eine gute Idee. Gefühlte, erlebte Solidarität. Wir gehören zusammen.

Die Bibel gibt uns ein Lied, das wir nachsingen können. Den 121. Psalm. Er gehört zu den Worten des Vertrauens, die sich dafür eignen, dass wir sie nachsprechen. Dann lauter er so, wie Jörg Zink ihn übertragen hat.

„Nein, ich will nicht verzagen, Gott. ich will den Kopf nicht hängen lassen. Ich will ihn heben und aufsehen zu dir. Wer soll mir helfen? Das kannst allein du. Du hast den Himmel gemacht und die Erde, und auch mein kleines Schicksal liegt in deiner Hand. Du gibst meinem Schritt Klarheit und Frieden. Du bist selbst der Weg, den ich gehe. Vor mir liegt mein Ziel. Du behütest mich, auch wenn ich meine, du seiest in weiter Ferne. Du bist neben mir, über mir, in mir. Du, Vater, begleitest mich wie ein großer Schatten. Du bist über mir wie ein Schutz, wenn ich durch eine heiße Wüste wandere. Keine Gefahr kann mir drohen bei Tage, wenn ich mein Werk tue und die Menschen um mich sind. Und bei Nacht, wenn ich einsam bin, wenn Zweifel mein Herz füllt oder Schuld mich quält. Du behütest alle meine Anfänge, die ich versuche, und alles, was ich abschließe und vollende. Du bist um mich, wenn ich aufbreche und wenn ich heimkehre. Darauf verlasse ich mich. Und das gilt für diesen Tag ebenso wie für alle Ewigkeit.“

Und dann ein Vaterunser!

Das Vaterunser ist das Gebet, das alle Gebete umschließt. Es öffnet eine Weite, die nichts ausschließt, Gott darum zu bitten. Das vertraute „Vater" soll mir jeden Zweifel nehmen, aus falscher Ehrfurcht etwas nicht zu bitten. Es soll uns daran hindern, im Korb unserer Wünsche schon vorher zu sondieren, was würdig ist vor Gott gebracht zu werden und was nicht.
Aber an einem Punkt ist Gott unnachgiebig. Eine Bedingung setzt er, kompromißlos:
„…wie auch wir vergeben unseren Schuldigern". Alles Bitten ist umsonst, wenn wir nicht bereit sind, zu vergeben. Das aufrichtigste Gebet ist verfehlt, wenn wir unserem Mitmenschen nicht vergeben.
Es gibt Gebete, vor denen Gott die Ohren verschließt. Gott kann jede Bitte ertragen und hören. Aber nicht ertra¬gen kann er, Schuld zu belassen.
„Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“ (Mt 6,14+15)

Liebe Menschen in der Kirchengemeinde St. Johannis!

Wieder stehen wir vor einer spannenden Woche. Wir werden sehen, was sie uns bringt.
Ihnen wünsche ich, dass Sie gesund sind und bleiben und dass Sie spüren, dass Sie behütet sind.

Wenn Sie etwas auf dem Herzen haben, gilt weiterhin: Die Mitarbeiter/ -innen der Kirchengemeinde sind selbstverständlich für Sie da. In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zum Gebet geöffnet.

Handeln Sie besonnen, bleiben Sie behütet und achten Sie auf Ihren Nachbarn!

Ihr Pastor

Henry Koop

P.S.

Ein Gebet vor dem Vaterunser:

Gott, noch vor ein paar Wochen war es ganz normal, den Tag über unterwegs zu sein und am frühen Abend wieder nach Hause zu kommen.
Jetzt muss ich mich erst wieder daran gewöhnen. Und ich bin mit sehr gemischten Gefühlen unterwegs, die ich nur schwer beschreiben kann.
Ich bitte dich: Sei du bei mir, wenn ich unsicher bin. Lass uns alle das richtige Maß finden zwischen Normalität und Vorsicht. Amen