Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Möchten Sie dieses "Wort an die Gemeinde" anhören? 

Ich freue mich, dass ich Ihnen heute mal wieder etwas Schönes aus unserer Gemeinde erzählen kann. Es erscheint auf den ersten Blick nicht wirklich großartig bei all den Problemen, die uns so umgeben, und doch ist es eine schöne Kleinigkeit, die mit Liebe und Fürsorge zu tun hat. Wir sind beschenkt worden von einem Gemeindeglied mit 19 Nistkästen für den Friedhof und das Kirchengelände. Meisen, Feld- und Haussperling, Kleiber, Trauerschnäpper und Gartenrotschwanz haben nun die Möglichkeit die neuen Behausungen zu beziehen, um dort ihre Brutpflege zu betreiben. Vielleicht entdecken Sie ja auf Ihren Spaziergängen den einen oder anderen Nistkasten an unseren Bäumen, auch auf dem Friedhof. Wenn Ihnen etwas auffällt, das nicht stimmt, lassen Sie es uns wissen. Einen herzlichen Dank von dieser Stelle aus an den Nistkastenbauer.
Es ist überhaupt mal an der Zeit von dieser Stelle aus all denen zu danken, die unsere Kirchengemeinde unterstützen. Es sind so viele Menschen, die Ihren Teil dazu beitragen, sei es mit Geldzuwendungen oder mit Zeit im Ehrenamt an so vielen Stellen. Herzlichen Dank!
Selbst in dieser Virus belastenden Zeit, sind immer noch die Verantwortlichen aus dem Kirchengemeinderat und den Ausschüssen aktiv. Zwar treffen wir uns nicht vis a vis, sondern per Zoom-Konferenz, um die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten aber das schadet dem Arbeitsaufwand nicht im Geringsten. Und es ist eine Menge zu tun auch im Planungs- und Verwaltungsbereich. Es sind v.a. im Moment konkrete Bauvorhaben in unserer Gemeinde vorzubereiten. Die Kirche muss saniert werden im vorderen Altarbereich und Sie haben ja sicher davon gehört, dass unsere Kirchturmspitze abgebrannt ist.
Es sind an der St. Johanniskirche diese beiden Bauvorhaben für 2021 geplant, wenn alles so läuft, wie wir uns das denken. Die Sanierung des Brandschadens am Turm der Kirche war natürlich nicht geplant, sondern kommt zu den bestehenden Aufgaben hinzu. Im vorderen Teil der Kirche, am Altarraum geht es vornehmlich um das feuchte Mauerwerk und dessen Trockenlegung und um die Mauersanierung am Aufgang zur Kirche. Das nun hinzugekommene zweite Bauvorhaben ist die Beseitigung des Brandschadens am Turm. Letzteres gestaltet sich etwas komplizierter, weil ein freistehendes Gerüst gestellt werden muss, was wohl sehr aufwendig ist. Der momentane Stand der Dinge ist, dass das Architekturbüro, sich mit evtl. ausführenden Firmen um die Realisierung Gedanken macht. Das Konzept liegt dem Baudezernat der Nordkirche zur Prüfung und weiteren Beratung vor, um letztendlich zusammen mit dem Amt für Denkmalpflege eine denkmalrechtliche Genehmigung zu erteilen. Der Kirchengemeinderat wird diese beantragen und dann werden die Dinge ihren Lauf nehmen und hoffentlich zu einem guten Ende kommen.

Die Kirchengemeinde hat mit den beiden Bauvorhaben an der Kirche eine enorme Summe zu stemmen. Auch wenn der Kirchturm zu einem Anteil als Versicherungsschaden durchgeht und die Versicherer sich hier auch sehr kooperativ zeigen, bleibt doch bei der Kirchengemeinde immer noch ein großes Stück des Kostenkuchens übrig. So haben wir im Kirchengemeinderat jetzt überlegt und wollen die „Spendenaktion Turmsanierung“ ins Leben rufen. Denn es soll nicht nur die Brandstelle behoben werden, sondern aus konstruktiven Gründen ist es ratsam, den gesamten oberen Teil des Turmhelmes zu erneuern. Der untere Teil des Turmhelms ist bei der letzten Sanierung des Turmes schon erneuert worden und v.a. hinterlüftet worden - vielleicht erinnert sich der eine oder die andere noch an diese Zeit. Ebenso muss der Sims des Turmes ausgebessert werden.

Nun, die „Spendenaktion Turmsanierung“ soll helfen, den enormen Kostenaufwand für die Kirchengemeinde erträglich zu machen und dazu ist jeder Euro willkommen. Lassen Sie uns gemeinsam dazu beitragen, dass der altehrwürdige Kirchturm unserer St. Johanniskirche wieder in Ordnung gebracht wird. Dieser Spendenaufruf richtet sich an all diejenigen, die sich mit unserer Kirche verbunden fühlen, ob als Einzelpersonen, Gruppe, Verein oder Kommune.

Das Spendenkonto der Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Brügge haben wir bei der Bordesholmer Sparkasse: DE 31 2105 1275 0000 0098 65 Stichwort: „Spendenaktion Turmsanierung“ eingerichtet. In unserem Gemeindebrief, der in der nächsten Woche heraus kommt, finden Sie auch nochmal einen Hinweis auf diese Aktion.

Unser Kirchengemeinderat hat auf seiner letzten Sitzung beschlossen, dass wir erstmal noch bis zum 7. März unsere Veranstaltungen in der Kirche und im Gemeindehaus aussetzen. Wir werden sehen, was dann kommt.
Als Erste dürfen aber ab heute wieder die Kinder in den Kindergarten. Das freut sie alle sehr und wenn ich aus dem Fenster schaue, dann sind viele auch heute gekommen. Das ist gut so, denn Kinder brauchen Kinder, nicht nur zum Spielen, auch um zu lernen. Damit die Kinder schon mal kommen können, müssen die Erwachsenen noch warten. Das ist angesichts der empfindlichen Kinderseelen für uns auch gut erträglich, glaube ich zumindest, und auch aushaltbar, gleichwohl ich Sie alle wiedersehen wollte und kirchengemeindliches Leben wieder in Gang setzen möchte.
All die vielen Gruppen unserer Gemeinde müssen leider noch warten, bis sie sich wieder im Gemeindehaus treffen können.

Nun habe ich Ihnen viel aus unserer Gemeinde erzählt, was uns beschäftigt und was wir mit uns herumtragen.

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Werfen wir noch einen Blick auf den Predigttext von gestern. Mit dem Sonntag Invokavit
beginnt die Passionszeit. Der erste Sonntag der Passionszeit hat seinen Namen „Invokavit“ (er hat gerufen) von Psalm 91,15: „Er hat mich angerufen, darum will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen“. Die Passionszeit ist die Zeit, in der wir an die Abgründe der menschlichen Bosheit erinnern und an die göttliche Gnade, in der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zugunsten der Barmherzigkeit sich durchsetzt. So kommt uns ein alter Bekannter entgegen in dem Predigttext, der gestern zu bedenken gewesen wäre. Hören wir mal hinein in das 13. Kapitel des Johannesevangeliums (Vv 21-30):

„Jesus wurde erregt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ihnen wurde bange, von wem er wohl redete. Es war aber einer unter seinen Jüngern, der zu Tische lag an der Brust Jesu, den hatte Jesus lieb. Dem winkte Simon Petrus, dass er fragen sollte, wer es wäre, von dem er redete. Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist's? Jesus antwortete: Der ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald! Niemand am Tisch aber wusste, wozu er ihm das sagte. Denn einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, spräche Jesus zu ihm: Kaufe, was wir zum Fest nötig haben!, oder dass er den Armen etwas geben sollte. Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht.“

Judas Iskariot – der Jünger, der Jesus verraten hat. Er hat den Verfolgern den entscheidenden Hinweis gegeben, wo sie Jesus gefangen nehmen können, Geheimzeichen: ein Kuss. Judas Iskariot hat damit die traurige Berühmtheit erlangt, einer der bekanntesten Verräter zu sein. So wie Brutus, der Cäsar ermordet hat. Die Liste geht weiter bis in die Gegenwart. Günter Guillaume, der sich als Agent die Nähe von Willy Brandt erschlichen hat und Informationen in den Osten verraten hat. In den letzten Jahren war häufig Edward Snowden in den Schlagzeilen. Dass er Überwachungsdaten des US-Geheimdienstes verraten hatte, wird in der Öffentlichkeit sehr unterschiedlich beurteilt. Von den einen wird er gefeiert, von den anderen droht ihm die Verhaftung. Verrat ist nicht eindeutig gut oder schlecht, es kommt auf die Sichtweise an.
So auch aktuell in den USA im Blick auf Donald Trump, der mit einer Rede eine Meute von Anhängern zum Sturm auf das Kapitol angefeuert hat. Das ist Hochverrat an der Demokratie, befinden viele nicht nur in Amerika. Auf der anderen Seite werden nun diejenigen als Verräter gebrandmarkt, die ihre frühere Unterstützung für Trump aufgekündigt und sich vom ehemaligen Präsidenten abgewandt haben.

Ich will für Judas die Frage aufwerfen, ob für die Heilsgeschichte der Verrat nicht notwendig gewesen ist. Ohne Verrat kein Kreuzestod Jesu, ohne Kreuzestod keine Auferstehung, kein neues Leben. In der theologischen Literatur ist diese Frage nicht neu. Jedoch wird sie unterschiedlich beantwortet. Mal ist er der böse Verräter, mal geht es nicht ohne ihn.
Helmut Gollwitzer befürwortet seine Unschuld: „Der Verräter Judas darf nicht schlechter gestellt werden als der Verleugner Petrus, der Verfolger Paulus, die versagten Jünger, alle“. Schließlich hat auch Petrus den Herrn verraten und kommt später zu höchsten Ehren“. Da ist was dran. Immerhin wird Petrus als der erste Papst verehrt. Der Katholik Heinrich Böll, formuliert es so: „ Es ist schon merkwürdig, dass dem Petrus die dreimalige Verleugnung eher, den fast liebenswürdigen Kredit menschlicher Schwäche eingebracht hat...es weinte einer bitterlich und ist später zum ersten Papst geworden. Der andere, Judas, warf die Silberlinge in den Tempel zurück, bekannte seine Verzweiflung und Schuld, bereute seinen Verrat und beging Selbstmord.“
So meint Eugen Drewermann zu Judas:“ Kaum einem Menschen tut die Bibel so sehr unrecht wie dem Judas. So betrachtet hat Judas das größte Opfer vollbracht. Jesus wurde zwar gekreuzigt, aber anschließend verehrt, Judas dagegen ist mit Schimpf und Schande in die Geschichte eingegangen und bis heute noch nicht rehabilitiert“.

Eins aber bleibt klar, der Judaskuss, der sich in Bildern und Tradition in der Geschichte über Jahrhunderte als Verrat gehalten hat, steht für ein menschliches Versagen, für Missbrauch von Vertrauen eines Freundes. Er ist zum Symbol für einen Vertrauensbruch geworden, dem eine zuvor innige Beziehung voraus gegangen ist. Die Enttäuschung des Judas muss sehr groß gewesen sein.

Nun, wie dem auch sei. Wir werden es letztendlich nicht mehr ergründen können. So bleibt uns doch eins, wie wir es im Alten Testament finden:
„Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen“ (1. Mose 50,20).

Und? Was ist mit Judas?
Der Theologieprofessor Karl Barth (1886–1968) hat einmal folgendes Bild gebraucht: Wir sitzen alle in einem Zug. Dieser Zug fährt seinem Ziel entgegen, niemand wird diesem Ziel entgehen. Man kann in dem Zug nach hinten laufen oder sich unter dem Sitz verstecken, er kommt den- noch am Bahnhof an. Das mag manchem als beklemmend erscheinen - und ist doch ein großer Trost. Denn in diesem Bild ist die Gewissheit enthalten, dass auch Judas, unser Bruder, Schatten, Feind und Freund, dabei sein wird. Judas Iskariot, so spricht Gott auch zu Dir: „Ich bin bei dir in der Not. Ich will dich herausreißen und zu Ehren bringen.“ (Psalm 91,15)

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Wieder grüße ich Sie von meinem Schreibtisch aus und hoffe, dass es Ihnen gut geht, Sie gesund sind und dass Sie und alle, die Ihnen am Herzen liegen, gut durch diese Zeit kommen und die anderen natürlich auch.
Nach den neueren Informationen und Entwicklungen glaube ich nicht, dass ich Sie so bald in der Kirche zum Gottesdienst begrüßen kann. Vorsicht und Umsicht sind noch geboten.

Hier kommen noch die üblichen Hinweise:

Weitere religiöse Impulse finden Sie im Internet. Ich habe es schon in den vorherigen Briefen gesagt: Wenn Sie nicht so firm im Umgang mit dem Computer sind, lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkelkindern helfen, die können das.
Sie können auf den Seiten der Gemeinden aus der Eiderregion fündig werden, wenn Sie in der Nähe bleiben wollen: Schulensee, Kirchbarkau, Flintbek, Bordesholm aber auch auf den Seiten der anderen Nachbarn Bokhorst oder Nortorf.
Darüber hinaus auf den Seiten des Kirchenkreises Altholstein, der Nordkirche, der VELKD oder der EKD. Auch die neuen sozialen Medien bieten eine Menge. Suchen sie mal bei Instagram oder Facebook (aber seien Sie hier auch vorsichtig). Eine Fülle von religiösen Angeboten finden Sie ebenso in Funk und Fernsehen. Sie werden staunen, was es alles gibt.
Gerne mache ich wieder auf das Angebot des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg aufmerksam. Die Kirchengemeinde St. Jürgen sendet sonntags den Gottesdienst „Liveline“ aus der St. Jürgen-Kapelle. Schauen Sie mal rein. Es lohnt sich. Sie finden den Gottesdienst über die Internetseite der Kirchengemeinde St. Jürgen (www.st-juergen.de)

Und am Anfang der Woche erfahren Sie hier wieder die Neuigkeiten aus unserer Gemeinde mit einem religiösen Impuls, solange der Präsenzgottesdienst am Sonntag ausgesetzt ist.

Sie wissen, wenn wir in der Kirchengemeinde etwas tun können, dann melden Sie sich bitte.
Die Mitarbeiter/ -innen unserer Kirchengemeinde sind selbstverständlich ansprechbar.
In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zur Einkehr und zum Gebet geöffnet.

Seien Sie Gott befohlen in dieser merkwürdigen Zeit und passen Sie bitte auf sich und Ihren Nachbarn auf!

Ihr/Euer
Pastor Henry Koop