Heute, liebe Menschen in der Kirchengemeinde St. Johannis, begrüße ich Sie mit einem Gebet:
Gott,
wir leben in bewegten Zeiten und erfahren,
dass Gewohntes in Frage gestellt wird,
dass Lieferketten unterbrochen werden und Werke stillstehen,
dass Gottesdienste ausfallen oder nicht in gewohnter Weise gefeiert werden können.
Gott, wir sind voller Sehnsucht nach einer Welt,
in der wir in gewohnter Weise miteinander leben können
und in der Grundrechte, Menschenrechte und Umweltstandards gelten.
Wir bitten Dich für alle, die für uns da sind:
für die mutigen und ausdauernden Helferinnen,
für das medizinische Personal in den Krankenhäusern und Laboren,
für die Verkäuferinnen und Mitarbeiter der Lebensmittelgeschäfte,
für alle Einsatzkräfte und Menschen in verantwortlichen Positionen.
Wir bitten dich für alle, die müde sind, die erschöpft sind von Corona,
die sich aufreiben in der Sorge für andere, deren Mut aufgebraucht ist,
die sich fürchten vor dem, was kommt.
Wir bitten dich, behüte alle mit denen wir verbunden sind – in der Nähe und in der Ferne.
Halte sie gesund, ihre Seele und ihren Körper.
Gott, leite uns durch die kommende Zeit. Amen
Beten ist in diesen Tagen vielerorts die einzige religiöse Handlung und Haltung, die möglich ist. Und sie ist nicht die schlechteste. Wer betet nimmt sich zurück und bedenkt die Zeit und Umstände, in denen wir leben und bittet um Leben für sich und andere.
Das kann man natürlich auch anders machen. Indem man Zeitung liest beispielsweise, Fernsehen schaut oder eins dieser modernen Medien nutzt, ohne die es heute anscheinend nicht mehr geht. Um Leben zu bitten dabei, ist etwas schwierig aber die Zeit bedenken, in der wir leben, das geht.
Und da gibt es ja vieles, was auch noch von Bedeutung ist, neben der Viruskrise, die uns alle fest im Griff hat. Einiges nur:
Der Regenwald im Amazonasgebiet wird in unvorstellbarem Ausmaß abgeholzt, in Afrika hungern Millionen Menschen, auch wegen Dürre und Heuschreckenplage und nun zusätzlich wegen Corona, die Situation in den Flüchtlingslagern in Griechenland und der Türkei ist katastrophal, die Verteidigungsministerin bestellt Kampfflugzeuge, die US-Atomwaffen transportieren können, unsere Militärausgaben schnellen in astronomische Höhe, die Folgen des Klimawandels werden durch den Lockdown zwar minimal geringer, bleiben allerdings eine bevorstehende Katastrophe von sicher größerem Ausmaß als die aktuelle Pandemie. Hierzu gäbe es viel zu sagen und zu schreiben und zu predigen. Es wird die Zeit kommen.
Gott, lass uns nicht vergessen, warum du in diese Welt gekommen bist, zu uns, zu denen, die dich so nötig haben.
Heute erzähle ich Ihnen ein bißchen aus der Gemeinde!
Es sollen ja wieder Gottesdienste möglich werden. Neben Fußballspielen (ohne Publikum), Einkaufsmöglichkeiten (auch am Sonntag, um den Kundenansturm zu entzerren) nun also wieder Gottesdienste (unter Auflagen …..Abstand voneinander, Mund- und Nasenschutz, Desinfektionsmöglichkeiten, ohne Gesang…..).
Böse Zunge behaupten ja, dass man den Kirchen und Religionsgemeinschaften das Feiern der Gottesdienste wieder erlaubt, damit sie nicht so sehr über das Öffnen der Einkaufszentren schimpfen und über den kommerziellen Zwang der Fußballvereine, die von den Fernsehgeldern abhängig sind. (Werden Fußballer, wenn sie nicht spielen eigentlich in Kurzarbeit geschickt? Durchschnittlich verdient - laut Internetrecherche - ein Bundesligaspieler 1,4 Millionen im Jahr, davon 80 %, sind immer noch 1,12 Millionen — nein, Fußballer werden nicht in Kurzarbeit geschickt, die trainieren sicher weiter).
Wir werden sehen, wie das wird, Gottesdienst zu feiern. Die Vorbereitungen in unserer Kirche sind jedenfalls getroffen, so dass es, natürlich unter den aufgegebenen Auflagen, losgehen kann. Der genaue Termin für den ersten Gottesdienst unter diesen neuen Voraussetzungen steht noch nicht fest. Er muss noch mit dem Kirchengemeinderat abgestimmt werden. Und der Problemkreis, der dazu gehört, sind die Amtshandlungen - Taufen, Trauungen, Beerdigungen u.a. Auch hier sind noch keine verbindlichen Aussagen getroffen worden. Aber sie sollen wieder möglich werden. Achten Sie einfach immer wieder mal auf die Veröffentlichungen in den Zeitungen oder auf unseren Internetseiten, unserer Kirchengemeinde oder der Nordkirche. Am Ende dieser Woche wissen wir sicher schon mehr und können auch persönlich Auskunft geben.
Ganz traurig sind wir darüber, dass im Moment unsere gesamte Gemeindearbeit still gelegt ist. Die Frauenarbeit, die Seniorenarbeit, das Mehrgenerationentheater mit den Kindern, den Jugendlichen und den Erwachsenen, die Musik - und Chorarbeit, die Konfirmandenarbeit, das Café im „Kleine Haus“ und all die übrigen Gruppen, die sich normalerweise im Gemeindehaus oder im „Kleinen Haus“ treffen. Leider geht es im Moment nicht. Und wann es wieder soweit sein wird, weiß niemand. Hier gilt es jetzt, einen langen Atem zu haben und sich darüber zu freuen, dass diese Zeit zwar lange aber nicht ewig dauern wird.
So stecken wir den Kopf nicht in den Sand, sondern bereiten vor, was vorzubereiten geht.
Die Mitarbeiterinnen unseres Montessori Kinderhauses sind jeden Tag vor Ort und bereiten den Fall vor, dass der Kindergarten wieder aufgemacht wird. Auch hierüber wird ja schon diskutiert und wir können gespannt sein, wie sich das Wiedersehen der Kinder gestaltet. Ich selbst bin ein wenig skeptisch, dass sich vor den Sommerferien diesbezüglich noch etwas tut.
Wenn Sie am Magister-Owmann-Haus vorbeigehen oder - fahren, werfen Sie mal einen Blick auf unsere Bleistifte an der Wand. Sie erstrahlen in einem neuen Glanz.
Neulich gab es eine kleine Aktion für unserer Kindergartenkinder, nur die, die wollten natürlich. So konnten sie auf einer Weide, beim Spazierengehen mit den Eltern, neugeborene Lämmer anschauen und streicheln, die unsere Mitarbeiterin Frau Hamann gerade großzieht. Natürlich alles nur im familiären Kontakt. Im nächsten Gemeindebrief werden wir darüber berichten. Und den Schulkindern, also diejenigen, die nach den Ferien eingeschult werden, haben unsere Mitarbeiter nun Material zur Verfügung gestellt, mit dem die Kinder auch von zuhause aus, auf den Schulanfang vorbereitet werden können.
Im Mai kommt der Gemeindebrief wieder raus. Er wird mit der Bordesholmer Rundschau in jeden Haushalt geliefert. In dem Brief werden Sie lesen können, dass Sie und die übrigen Besucher unserer Kirche jetzt viele Informationen, wenn Sie wollen, über unsere Kirche mittels eines sogenannten QR Codes (englisch: Quick Response, „schnelle Antwort“) erfahren können. Sie brauchen dafür ein Smartphone und eine App, mit der Sie den Code scannen können. Dann liefern die im Internet hinterlegten Informationen Ihnen vorerst historische Daten zur Kirche und deren Ausstattung. Im Laufe der Zeit sollen Sie dort auch über die Aktivitäten unserer Gemeinde informiert werden. Schon mal viel Spaß beim Ausprobieren. Ab Ende Mai wird es soweit sein. Sie werden die Codes jeweils unter Aquarellen - gemalt von Frau Katrin Göldner - finden, die darstellen, was beschrieben wird.
Liebe Menschen in unserer Gemeinde!
Wir stehen wieder vor einer ereignisreichen Woche. Wir werden sehen, was sie bringt.
Ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie wissen sich immer noch behütet.
Wenn Sie Unterstützung brauchen, sind wir, die Mitarbeiter und - innen Ihrer Kirchengemeinde für Sie da. Rufen Sie uns gerne an, auch wenn Sie ganz andere Dinge auf dem Herzen haben.
Für den seelsorgerischen Anlass, erreichen Sie mich jederzeit unter 04322/4014.
Handeln Sie besonnen und achten Sie auf Ihren Nachbarn!
Ihr Pastor
Henry Koop