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Über das Herz 

Das Herz ist
ein bewegliches Wesen,
manchmal schlägt es bis zum Hals,
manchmal rutscht es in die Hose.

Es gibt Menschen,
die es auf der Zunge tragen.
Andere nehmen es
in die Hand.

Das Herz ist
ein erstaunliches Organ,
man kann es verschenken
und wird dabei nicht arm,
sondern reich.

Das Herz ist
ein wundersamer Platz,
ja, wohl der einzige,
in dem man jemanden
einschließen kann,
ohne ihn einzusperren.

(Aus: »Im Glauben: Zweifel – Im Zweifel: Glauben. Inspirationen zur Jahreslosung und den Monatssprüchen 2020«)

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Gestern war Valentinstag, immer übrigens am 14. Februar. Vielleicht haben Sie ja daran gedacht?! Auch wenn wir nicht katholisch sind.
Der Valentinstag war ursprünglich der Gedenktag für den Bischof Valentin von Terni. Um diesen Heiligen ranken sich viele Legenden. Zum Beispiel soll er Soldaten verheiratet haben, obwohl dies verboten war. Eine andere Geschichte besagt, er habe Verliebten Blumen aus seinem Garten geschenkt. Die Tradition, an diesem Tag die romantische Liebe zu feiern, entwickelte sich aber erst im 14. Jahrhundert. In Deutschland wurde der Valentinstag erst nach dem 2. Weltkrieg populär. Böse Zungen behaupten, er sei eine Erfindung der Blumenhändler - und Schokoladenindustrie.
Nun ja, wie auch immer, es ist ein schöner Brauch, an diesem Tag seinem/seiner Liebsten Blumen oder Schokolade zu schenken. Warum denn nicht? Die Blumen dafür, vornehmlich Rosen, kommen aus Kenia oder Südamerika - hoffentlich sind sie fair hergestellt und fair gehandelt.
Die katholische Nachbargemeinde hat sogar angeboten, für Liebende ein Gebet am Altar ihrer Kirche zu sprechen. Auch eine schöne Geste. Gott zu danken für die Liebe, die einem geschenkt wird und die man vielleicht selber schenken darf, gerade auch in dieser Zeit, die ja nun nicht soviel Freude aufkommen lässt. Die letzten Beschlüsse der Bund-Ländergespräche am letzten Mittwoch und deren Umsetzung zeugen mal wieder davon:
Der Lockdown mit allen Kontaktbeschränkungen läuft weiter, vorerst bis zum 7. März. Mit einer Ausnahme: ab 1. März dürfen Friseursalons wieder öffnen. Beim Erreichen einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 stehe es den Ländern frei, die Schulen wieder zu öffnen. Ab einem Wert von 35 könne – wiederum nach Ermessen der Länder – auch der Einzelhandel, Museen und Anbieter körpernaher Dienstleistungen öffnen. Nun, wir werden sehen, was das für Schleswig-Holstein bedeutet und ob es im kirchlichen Bereich Veränderungen gibt.
Heute Abend tagt der Kirchengemeinderat unserer Kirchengemeinde und auch wir werden darüber beraten, wie es weiter geht. Sollen wir wieder Präsenzgottesdienste feiern oder noch aussetzen? Wie ist es mit den Gruppenaktivitäten? Können wir schon Veränderungen in Aussicht stellen? Was sagt die Landesregierung zur Kita-Öffnung und was sind für uns für Schlüsse daraus zu ziehen?
Gestern war aber nicht nur Valentinstag, sondern auch Karnevalssonntag, also der letzten Sonntag vor der Fastenzeit und heute ist Rosenmontag! Aber dieses Jahr fällt der Karneval aus. Kein Straßenkarneval, Prunksitzungen ohne Publikum und das Kölner Dreigestirn (der Prinz, der Bauer und die Jungfrau) hat in diesem Jahr nicht viel zu tun. Es sind jetzt die letzten Tage vor der Fastenzeit und nach Aschermittwoch heißt es wohl wieder „7 Woche ohne“. Aber hat da jemand Lust drauf in dieser Zeit, die sich eh als entbehrungsreich zeigt? Doch sicher nicht! Nun, man kann auch über das Verhältnis von Verzicht und Fastenzeit nachdenken.
Früher war das ganze Kirchenjahr durchgetaktet nach Tagen und Wochen des Fastens und es gab genaue Speisevorschriften für diese Zeiten. Etwa im Mittelalter waren gutes Essen und Musik, der Spaß an Spiel, Tanz und am Feiern nur erlaubt nach Fristen und Geboten.
So ging es mehr und mehr darum, beim Fasten nur nichts falsch zu machen. Und andersherum betrachtet: mit regelmäßiger Askese Gott zu gefallen – oder dem Papst, dem Pfarrer oder auch dem Nachbarn. Enthaltsamkeit schien ein probates Mittel, den Himmel milde zu stimmen.
Mit der Reformation wurden diese strengen Regeln infrage gestellt. Martin Luther lehnte die Vorstellung ab, dass Verzicht und Askese als gute Werke vor der Hölle bewahren. Gefastet hat er wohl, doch nicht als religiöse Pflicht. Er empfiehlt das Fasten "als eine feine äußerliche Zucht" - aber eben nicht als Weg zum Heil. Heute knüpft kaum mehr jemand sein Seelenheil an den Verzicht auf Fleisch oder andere Genüsse in der Fastenzeit. Eher gilt sie als Zeit der Einkehr, der Umkehr und Besinnung.
Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn (Mt 4,2)
Damit erinnern christliche Fastentraditionen an die vierzig Tage und Nächte, die Jesus nach seiner Taufe in der Wüste verbrachte und fastete.
Im Alten Testament begegnen Menschen mit Fasten den Übergängen zwischen unterschiedlichen Phasen und Sphären. In der Sphäre zwischen Leben und Tod, beim Trauern oder in Lebensgefahr wurde gefastet – vornehmlich in Sack und Asche. Aber auch zu Gerichtsprozessen, an der Grenze von Recht und Unrecht, enthielt man sich der gewohnten Speisen. Und wer sich an Gott wenden wollte, bereitete sich mitunter in einer Fastenzeit darauf vor.
Hören Sie mal auf das Alte Testament, auf den Propheten Jesaja, was er vom Fasten hält bzw. Gott in den Mund legt, was Fasten bedeutet: (Predigttext von gestern)
„Rufe laut, halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Abtrünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden! Sie suchen mich täglich und wollen gerne meine Wege wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie wollen, dass Gott ihnen nahe sei. »Warum fasten wir und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib und du willst's nicht wissen?« Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll. Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit oder seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der Herr Wohlgefallen hat?
Ist nicht das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Heißt das nicht: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen. Dann wirst du rufen und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.“ (Jes 58,1-9a) Soweit der Prophet.

Soziale Gerechtigkeit, kein Hunger, keine Unterdrückung mehr, keine Ausbeutung von Frauen, Männern, Kindern, Armen, Witwen und Waisen, keine Armut, Impfstoff und Medikamente für alle, die es wollen, in jedem Teil dieser Erde, Krankenversorgung als Menschenrecht und Hilfen für überforderte Familien, das Ende jeder sozialen und ökonomischen Benachteiligung.
„Brich dem Hungrigen dein Brot…“
Mächtige Worte, spricht der Prophet. Mögen sie unsere Herzen erreichen.

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Ich bin gespannt, was uns die nächsten Wochen bringen werden. Vielleicht lade ich Sie ja schon bald zum Gottesdienst am Sonntag in unsere schöne Kirche ein. Noch aber ist Vorsicht und Umsicht geboten.
Wieder grüße ich Sie von meinem Schreibtisch aus und hoffe, dass es Ihnen gut geht, Sie gesund sind und dass Sie und alle, die Ihnen am Herzen liegen, gut durch diese Zeit kommen und die anderen natürlich auch.

Hier kommen noch die üblichen Hinweise:

Weitere religiöse Impulse finden Sie im Internet. Ich habe es schon in den vorherigen Briefen gesagt: Wenn Sie nicht so firm im Umgang mit dem Computer sind, lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkelkindern helfen, die können das.
Sie können auf den Seiten der Gemeinden aus der Eiderregion fündig werden, wenn Sie in der Nähe bleiben wollen: Schulensee, Kirchbarkau, Flintbek, Bordesholm aber auch auf den Seiten der anderen Nachbarn Bokhorst oder Nortorf.
Darüber hinaus auf den Seiten des Kirchenkreises Altholstein, der Nordkirche, der VELKD oder der EKD. Auch die neuen sozialen Medien bieten eine Menge. Suchen sie mal bei Instagram oder Facebook (aber seien Sie hier auch vorsichtig). Eine Fülle von religiösen Angeboten finden Sie ebenso in Funk und Fernsehen. Sie werden staunen, was es alles gibt.
Gerne mache ich wieder auf das Angebot des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg aufmerksam. Die Kirchengemeinde St. Jürgen sendet sonntags den Gottesdienst „Liveline“ aus der St. Jürgen-Kapelle. Schauen Sie mal rein. Es lohnt sich. Sie finden den Gottesdienst über die Internetseite der Kirchengemeinde St. Jürgen (www.st-juergen.de)

Und am Anfang der Woche erfahren Sie hier wieder die Neuigkeiten aus unserer Gemeinde mit einem religiösen Impuls, solange der Präsenzgottesdienst am Sonntag ausgesetzt ist.

Sie wissen, wenn wir in der Kirchengemeinde etwas tun können, dann melden Sie sich bitte.
Die Mitarbeiter/ -innen unserer Kirchengemeinde sind selbstverständlich ansprechbar.
In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zur Einkehr und zum Gebet geöffnet.

Seien Sie Gott befohlen in dieser merkwürdigen Zeit und passen Sie bitte auf sich und Ihren Nachbarn auf!

Ihr/Euer
Pastor Henry Koop