Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!
Möchten Sie sich dieses "Wort an die Gemeinde" anhören?
Eine Woche im harten Lockdown ist um und es reicht nicht aus. Im Gegenteil, die Zahlen steigen.
Morgen wird wieder neu beraten und so wie es aussieht, werden die Maßnahmen verschärft. Droht uns jetzt die Ausgangssperre bundesweit und die FFP2 Maske überall? Wir werden sehen, was die Länderchefs und die Bundeskanzlerin sich ausdenken bzw. was sie glauben, welche weiteren Maßnahmen sie wohl für zielführend halten.
Nach wie vor denke ich, dass viele Maßnahmen eher hilflos wirken, als wirksam sind. Aber ich verstehe diese Hilflosigkeit gut, angesichts der Seuche, die unter uns allen wütet und nicht so schnell in den Griff zu kriegen ist.
Mir kommen nur ein paar Anregungen und ein paar Überlegungen, an denen ich Sie gerne teilhaben lassen möchte.
Ein wichtiger Schritt ist mit Sicherheit die Ausdehnung der Arbeitsmöglichkeit von zuhause aus, also das Homeoffice. Die meisten Beschäftigten arbeiten aber immer noch im Büro. Auch wenn es für manche nervig ist, von zuhause aus zu arbeiten, weil eventuelle Störungen (Kinder, Nachbarn, eigene Familie) den Arbeitsfluss behindern könnten, so wäre es für die Ansteckungsmöglichkeiten sicher richtig. Hier liegt ein hohes Potenzial an Möglichkeiten.
Warum die Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Bevölkerung die sogenannten vulnerablen Gruppen, also v.a. alte Menschen, die in Heimen leben, schützen sollen, erklärt sich mir auch nicht.
Und eine Frage ist mir gekommen, deren Diskussion ich in der Öffentlichkeit sehr vermisse, vielleicht auch übersehen habe: Warum ist eigentlich so wenig davon die Rede, Medikamente gegen das Virus zu entwickeln. Wenn es - neben der Impfung - ein antivirales Medikament gäbe, wäre doch die Angst vor und die Bedrohung durch das Virus viel geringer. Maßnahmen wie der gesellschaftliche Lockdown, gering, hart oder härter, mit Schul - und Kindergartenschließungen oder dem Verbot kultureller Veranstaltungen, wären dann doch überflüssig. Nun, ich bin kein Mediziner … aber im Kampf gegen HIV werden doch auch Medikamente eingesetzt. Also müssten doch hier Forschungsgelder in hohem Maß eingesetzt werden. Warum geschieht das nicht?
Am Sonntag wäre über die Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-11) zu predigen gewesen. Sie wissen schon, die Geschichte in der Jesus Wasser zu Wein macht oder besser gesagt, ihm von Johannes zugeschrieben wird, dass er Wasser zu Wein gemacht hat. Wir wissen ja, dass diese Wundererzählungen immer einen Hintergedanken hinter dem Wunder haben und meistens kommen wir an dieser Stelle der Wirklichkeit nahe. Jesus wird hier von Johannes schon mal vorgestellt als derjenige, der das Reich Gottes auf Erden installieren wird. Wie auch immer das geschehen mag und wann auch immer das geschehen mag.
So steht das Reich Gottes noch aus, das Reich des Friedens und der ewigen Freude. Und dennoch: Jetzt geschehen schon Zeichen und Wunder. Zeichen der Freude, die Jesus bringt. Johannes geht es um das Reich Gottes. Es ist noch nicht da, aber mit Jesus auf dem Weg und wenn wir genau darauf achten, haben wir schon Anteil daran, wie die Menschen auf der Hochzeit in Kana. Sie durften den Wein schon kosten, den Jesus aus dem Wasser hat werden lassen.
Und wir? Uns bleibt die Hoffnung, dass auch wir bis zum Kommen Jesu in diese Welt schon einen Anteil am Reich Gottes haben können. Suchen wir danach nicht erst, wenn die Pandemie zu Ende ist und wir die Seuche in den Griff bekommen haben, sondern auch jetzt schon.
Vielleicht mitten bei der Arbeit im Homeoffice oder bei einer Begegnung mit Sicherheitsabstand und Maske; vielleicht auch mitten im Alleinsein oder in einem unserer Gottesdienste, vor Ort oder digital.
Da ist auf einmal ein Funke Hoffnung, da blitzt Freude auf und Frieden macht sich breit. Gegen alle Müdigkeit und Verzagtheit. Jesus erscheint und verwandelt uns. Man muss es nur erwarten und entdecken.
Da kann es auch helfen, in ein altes Lied aus dem Gesangbuch einzustimmen (EG 396,4), übrigens eins meiner Favoriten:
„Weicht, ihr Trauergeister, denn mein Freudenmeister, Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben lauter Freude sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn, dennoch bleibst du auch im Leide, Jesu, meine Freude.“
Die Zeit jetzt ist nicht die Zeit, die wir gewohnt sind. Wir sind auf eine eigenartige Weise auf uns selbst zurückgeworfen. Wir dürfen kaum noch irgendwohin – fast alle Ablenkung ist uns genommen, vor allem die Freizeitgestaltung außer Haus. Vor einer Woche ist das sogar noch verschärft worden und wir wissen nicht, was morgen herauskommt, wenn die Ministerpräsidenten/ -innen und die Kanzlerin sich wieder treffen.
Immer mehr Menschen erleben sich auf sich alleine gestellt. Aus diesem „auf sich selbst besinnen“ müssen wir raus. Hier drehen wir uns nur um uns selbst. das führt zu nichts, jedenfalls nicht langfristig. Wir Menschen sind Teil eines Ganzen, wir gehören zusammen. Leider dürfen wir uns in dieser Zeit dessen nicht vergewissern in unseren Festen und Feiern in unseren Gottesdiensten, weil es zu gefährlich ist und wir uns gegenseitig infizieren könnten.
Alle Hochzeiten sind im letzten Jahr abgesagt worden, die meisten Feiern zu den runden Geburtstagen ebenso, alle Feste zu Jubiläen in den Kommunen genauso, wie in den Kirchen, die uns daran erinnern, dass wir gemeinsam auf dem Weg sind und zusammen gehören in einer große Menschenfamilie.
Dennoch sollten wir das Wissen darum und daran wach halten, immer wieder. Jeder Mensch braucht etwas, außerhalb von sich selbst, vielleicht auch etwas, das größer ist als er selbst, in dessen Dienst er sich stellt. Aber vor allem weg von dem Kreisen um sich selbst!
Wir leben unter Umständen, die keinem gefallen, die jetzt aber wohl so sein müssen in der Bedrohung durch das Virus, das diese Seuche verbreitet. Das ist keine Freude, sicher nicht.
Aber wir sind auch nicht nur allein für uns selbst da. „Wenn du einen Mangel an Freude empfindest“, sagt der Psychologe Wolf-Jürgen Maurer, „dann mach anderen eine Freude.“
Rufen wir einander an, schreiben wir jemandem eine Karte, schicken wir ein kleines Päckchen, bringen wir jemandem das Buch, das wir gerade gelesen haben, teilen wir die Zeitung mit dem Nachbarn, passen wir auf die Kinder der Nachbarn auf, gehen wir zusammen spazieren und erzählen einander unsere Sorgen….
Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!
Unsere Gottesdienste in der St. Johanniskirche am Sonntag fallen bis auf weiteres aus. Sie sind aber eingeladen, an medialen Veranstaltungen teilzunehmen.
Religiöse Impulse finden Sie im Internet. Ich habe es schon im letzten Brief gesagt: Wenn Sie nicht so firm im Umgang mit dem Computer sind, lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkelkindern helfen, die können das.
Sie können auf den Seiten der Nachbarn in Bordesholm, Bokhorst oder Flintbek fündig werden. Darüber hinaus auf den Seiten des Kirchenkreises Altholstein, der Nordkirche, der VELKD oder der EKD. Auch die neuen sozialen Medien bieten eine Menge. Suchen sie mal bei Instagram oder Facebook (aber seien Sie hier auch vorsichtig). Eine Fülle von religiösen Angeboten finden Sie ebenso in Funk und Fernsehen. Sie werden staunen, was es alles gibt.
Gerne mache ich auf das Angebot des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg aufmerksam. Die Kirchengemeinde St. Jürgen sendet sonntags den Gottesdienst Liveline aus der St. Jürgen-Kapelle. Schauen Sie mal rein. Es lohnt sich. Sie finden den Gottesdienst über die Internetseite der Kirchengemeinde St. Jürgen.
Am Anfang der Woche erfahren Sie hier die Neuigkeiten aus unserer Gemeinde mit einem religiösen Impuls.
Die Mitarbeiter/ -innen unserer Kirchengemeinde sind selbstverständlich ansprechbar.
In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zur Einkehr und zum Gebet geöffnet. Bis zum 2. Februar steht noch unsere schöne Krippe.
Seien Sie Gott befohlen in dieser merkwürdigen Zeit und passen Sie bitte auf sich und Ihren Nachbarn auf!
Ihr Pastor Henry Koop