Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Möchten Sie sich das "Wort an die Gemeinde" anhören? 

Da ich heute mal keine Lust habe, über das Virus und unseren Umgang mit der Pandemie und deren Folgen mir Gedanken zu machen, schreibe ich zu einem anderen Thema.
Am letzten Montag habe ich das Thema ja schon leicht anklingen lassen. Heute will ich etwas ausführlicher darüber nachdenken.
Wir schreiben das Jahr 2021. In diesem Monat jährt sich zum 500. mal die Erinnerung an den Reichstag zu Worms mit der berühmten Rede Martin Luthers vor dem Kaiser.
Der Mönch und der Kaiser – in keinem der klassischen Lutherfilme fehlt ihre Begegnung auf dem Wormser Reichstag 1521.
Gegen Luther war im Januar 1521 der Bann erlassen worden, er war als Ketzer gebrandmarkt. Der Kaiser hatte die Reichsacht mit dem Scheiterhaufen zu vollstrecken. Doch sein Landesfürst Friedrich III. (Friedrich der Weise von Sachsen) setzte durch, dass Luther vor Kaiser und Reich erscheinen und gehört werden sollte. Am 17. und 18. April 1521 wurde der Wittenberger Professor auf den Reichstag in den Wormser Bischofshof gebracht, wo vor Kaiser, Kurfürsten, Fürsten, den päpstlichen Gesandten und zahlreichen Würdenträgern des Reiches der Widerruf seiner Schriften gefordert wurde.
Doch Luther widerrief nicht: „Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilen allein, weil es offenkundig ist, dass sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun. Gott helfe mir, Amen.“
In einem späteren Wittenberger Druck sind die sieben Worte eingefügt, die später mannigfach zitiert wurden: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ In den Reichstagsprotokollen und in Luthers Aufzeichnungen findet sich diese Formulierung nicht. Und doch ist ihre Wirkung kaum zu übertreffen: Mit Luthers Weigerung endet das Mittelalter und das in Jahrhunderten gewachsene Verhältnis von Kaiser und Kirche. Allein das in Gott und an die Heilige Schrift gebundene Gewissen ist für Luther die Instanz, die über Wahrheit und Widerruf entscheidet. Keine menschliche oder kirchliche Autorität, kein Konzil und weder Papst noch Kaiser können die Gewissensbindung aufheben – es sei denn, sie haben überzeugende Argumente.
Der Ketzer - bis ins 20. Jahrhundert hinein noch katholischen Verständnis - überlebt auf der Wartburg. Erfochten wird in Worms 1521 das Recht auf eine abweichende Überzeugung, die gegen die höchsten Instanzen des Reiches Wahrheit beansprucht: Dies bahnt den Weg zur modernen Pluralität. Luthers Plädoyer ist ein Sieg der inneren Freiheit, die kein Scheiterhaufen verbrennen kann. Eine Zeitenwende für uns alle. Gerne wird versucht sie zu diskreditieren, zwecklos! Nichts und niemand wird mehr dahinter zurück können. Freiheit im Geist. Gefangen und geschunden können die Menschen werden. Ausgebeutet und ausgepeitscht ebenso, als Sklaven gehalten und für weniger als den Niedriglohn geschunden. Aber im Geiste frei, nur dem Gewissen und der Heiligen Schrift verpflichtet.

Am letzten Sonntag war der Sonntag Jubilate. Der 66. Psalm gibt dem Sonntag seinen Namen: Jauchzet Gott, alle Lande!
In allen Texten werden die großen Taten Gottes besungen. So auch im vorgeschlagenen Predigttext aus der Apostelgeschichte des Lukas aus dem 17. Kapitel.

Eine andere Zeitenwende wird auch hier im Predigttext beschrieben, der großen Rede des Paulus auf dem Aeropag, dem Stadthügel von Athen unterhalb der Akropolis. Der christliche Glaube trifft auf antike Philosophie und Religiosität. Paulus tritt auf in der Öffentlichkeit und um ihn herum die ruhmreiche Geschichte der Antike, die Philosophen, die großen Denker, Sokrates, Aristoteles oder Platon, die noch Jahrtausende überdauern werden. Hier wirbt Paulus für den Schöpfergott, indem er bei den Menschen anknüpft. Der unbekannte Gott, dem die Griechen einen Altar gewidmet haben aus Angst, dass sie in ihrer Götterwelt einen vergessen haben könnten und damit seinem Zorn ausgeliefert worden wären. Paulus spricht:
„Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt. Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt. Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts. Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht.“

Die nächste große Zeitenwende lässt sich schon erahnen, der Klimawandel. Der amerikanische Präsident hat zum virtuellen Klimagipfel geladen. 40 Staats - und Regierungschefs haben sich virtuell getroffen. Allein dadurch haben sie schon etwas für das Klima getan, indem sie von zuhause aus an dem Gipfel teilgenommen haben. Ob das natürlich alles heiße Luft bleibt, was dort besprochen und beschlossen wird, wird sich zeigen. Klar ist, dass gehandelt werden muss. Jetzt oder der Zug ist abgefahren. „Erst, wenn die Menschheit aufhört, Treibhausgase in die Luft zu pumpen, kann sich der Planet stabilisieren. Die einzige Chance für eine langfristig halbwegs intakte Erde besteht darin, noch in diesem Jahrhundert die Emissionen auf null zu bringen. Je früher, desto besser - aber physikalisch ist die grüne Null das Ziel, das zählt.“ so kommentiert die Süddeutsche Zeitung den Klimagipfel.

Ein Lob des Schöpfergottes mag auch heute dazu führen, dass den Verantwortlichen endlich die Augen geöffnet werden. Diese Erde ist nicht zur Ausbeutung und Vernichtung den Menschen an die Hand gegeben. Ihre Schönheit und Vielfalt, ihre kleinen und großen Wunder, ihre unbeschreibliche Weite und ihre Großartigkeit sind Ausdruck dieses Lobes. Diese Erde ist allen Menschen als Grundlage ihres Lebens gegeben worden. Die Verantwortlichen haben zu verstehen, dass sie auf ihren kurzfristigen Gewinn verzichten müssen, damit langfristig die Erde bestand hat. Mögen wir Gott bitten, dass er die Gewissen aller wachrüttelt, um zu handeln! Jetzt!

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Ich grüße Sie wieder von meinem Schreibtisch aus. Wir haben in unserem Kirchengemeinderat über die Gottesdienste gesprochen und aufgrund der derzeitigen Pandemielage beschlossen, dass wir Amtshandlungen in kleinen Gruppen in der Kirche feiern wollen. Gottesdienste sollen jetzt in der wärmeren Jahreszeit draußen stattfinden. Der erste Gottesdienst wird der Himmelfahrtsgottesdienst vor den Türen der St. Johanniskirche sein. Um 10.40 Uhr beginnt er.

Seien Sie Gott befohlen in dieser merkwürdigen Zeit und passen Sie bitte auf sich und Ihren Nachbarn auf!

Sie wissen, wenn wir in der Kirchengemeinde etwas tun können, dann melden Sie sich bitte.
Die Mitarbeiter/ -innen unserer Kirchengemeinde sind selbstverständlich ansprechbar.
In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zur Einkehr und zum Gebet geöffnet.
Auch auf Instagram finden Sie uns jetzt. Dieses Medium wird von unserer Sekretärin Frau Tertel gepflegt.

Ich verbleibe mit den besten Wünschen für Sie,

Ihr und Euer
Pastor

Henry Koop

 

P.S. https://youtu.be/gttXCUwYiM0

Hier kommen noch die üblichen Hinweise:

Weitere religiöse Impulse finden Sie im Internet. Ich habe es schon in den vorherigen Briefen gesagt: Wenn Sie nicht so firm im Umgang mit dem Computer sind, lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkelkindern helfen, die können das.
Sie können auf den Seiten der Gemeinden aus der Eiderregion fündig werden, wenn Sie in der Nähe bleiben wollen: Schulensee, Kirchbarkau, Flintbek, Bordesholm aber auch auf den Seiten der anderen Nachbarn Bokhorst oder Nortorf.
Darüber hinaus auf den Seiten des Kirchenkreises Altholstein, der Nordkirche, der VELKD oder der EKD. Auch die neuen sozialen Medien bieten eine Menge. Suchen sie mal bei Instagram, da finden Sie uns jetzt auch oder auf Facebook. Eine Fülle von religiösen Angeboten finden Sie ebenso in Funk und Fernsehen. Sie werden staunen, was es alles gibt.
Gerne mache ich wieder auf das Angebot des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg aufmerksam. Die Kirchengemeinde St. Jürgen sendet sonntags den Gottesdienst „Liveline“ aus der St. Jürgen-Kapelle. Schauen Sie mal rein. Es lohnt sich. Sie finden den Gottesdienst über die Internetseite der Kirchengemeinde St. Jürgen (www.st-juergen.de)

Und am Anfang der Woche erfahren Sie hier wieder die Neuigkeiten aus unserer Gemeinde mit einem religiösen Impuls, solange der Präsenzgottesdienst am Sonntag ausgesetzt ist.