Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Möchten Sie sich dieses "Wort an die Gemeinde" anhören? 

Corona, Corona, Corona…. Jetzt nimmt der Impfzug so langsam Fahrt auf, so scheint es jedenfalls. Mir begegnen immer wieder Menschen, die sich haben impfen lassen, also zu denen gehören, die in die derzeitige Gruppe passen. Es kommt wieder ein neuer Impfstoff auf den Markt und sogar der russische Impfstoff „Sputnik V“ wurde zur Produktion in Europa zugelassen, die Hausärzte sollen und dürfen demnächst mitimpfen usw. usw.
Wie schön, ein Ende der Pandemie ist abzusehen und der Präsident des RKI Lothar Wieler sagt zwar einerseits wir sind gerade mitten in der dritten Welle, rechnet aber damit, dass zum Herbst hin 80% der Menschen in der Bundesrepublik immun gegen das Virus sind. Er wird mit den Worten zitiert: „Wenn das der Fall ist, können alle Maßnahmen aufgehoben werden.“

Ach übrigens …. Sputnik V. Das ist ein Name, der erinnert mehr an Raumfahrt als an Impfung. Aber die Russen sollen viel Erfahrung mit Impfstoffen haben. Selbst der Vorsitzende der „Ständigen Impfkommission“ (Stiko), Thomas Mertens, lobt den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V. „Das ist ein guter Impfstoff, der vermutlich auch irgendwann in der EU zugelassen wird. Die russischen Forscher sind sehr erfahren mit Impfungen. Sputnik V ist clever gebaut, sagte Mertens. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft derzeit die Zulassung des Mittels.

Die Älteren unter Ihnen kennen sicher noch den Werbespruch „Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam“ ?! Lassen Sie mich Ihnen folgendes erzählen (nachzulesen unter https://www.polio-initiative-europa.de/medien/Newsletter_Schlucki.pdf ):

„In der BRD mit der höchsten Polio-Rate in ganz Europa war 1961 gerade eine schwere Polio-Epedemie mit 4.600 Erkrankten, über 3.300 Gelähmten und 272 Toten, zu Ende gegangen (Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts). In der DDR dagegen war bereits 1960 die erste Massenschluckimpfung mit attenuiertem Lebend-Impfstoff (OPV) eingeführt worden. Experten der Gesundheitsbehörden in der Bundesrepublik waren kritisch und ließen sich Zeit. Die Gesundheitsbehörden waren aufgeschreckt, als sie erfuhren, dass man im Osten „waggonweise“ Bonbons mit abgeschwächten Polio-Viren verteilte. Die DDR-Gesundheitsbehörden erhielten den Impfstoff direkt aus der UdSSR, wo der von Albert Bruce Sabin in den USA erfundene Wirkstoff weiterentwickelt und patentiert wurde. Westdeutsche Politiker misstrauten dem von einem gebürtigen Russen in Zusammenarbeit mit sowjetischen Forschern entwickelten Schluckimpfstoff. In der heißen Phase des Kalten Kriegs und des Mauerbaus lehnte man das Angebot des DDR-Ministers Willi Stoph an Konrad Adenauer ab „sofort 3 Millionen Einheiten des Impfstoffs von Sabin-Tschumakov zu liefern“. Stattdessen veröffentlichte ein führender Medizinalbeamter des westdeutschen Bundesministeriums für Gesundheit einen Aufsatz mit der Überschrift: „Eine Impfung gegen Poliomyelitis ist überflüssig“. Diese ignorante Einschätzung raubte Tausenden polioerkrankten Kindern die Gesundheit und kostete Hunderten das junge Leben.
Im Februar 1962 war es dann doch soweit. Als erstes Bundesland setzte Bayern seinen Gesetzesbeschluss von 1961 in die Realität um und führte flächendeckend öffentliche Schluckimpfungen gegen den Erregertyp I (ab 1963 gegen Typ III und ab 1964 mit trivalentem Impfstoff gegen Typ I, II und III) kostenlos und auf freiwilliger Basis für alle Personen im Alter von 6 Monaten (später 3 Monaten) bis 40 Jahren sowie Kontaktpersonen durch….“
Wenn Sie Lust haben, verfolgen Sie mal die Geschichte.

Nun, trotz des lustigen Namens (Sputnik: Satellit, Begleiter, Gefährte…), wird dem Impfstoff eine hohe Wirksamkeit zugetraut (bis zu 92%). Ob allerdings die Ressentiments überwunden sind gegenüber dem russischen Impfstoff, weil er aus Russland kommt, ist fragwürdig. Aber vielleicht gibt es ja auch medizinische Gründe. Ich bin ja kein Virologe.

Ich frag mich schon seit langem, warum eigentlich so viele verschiedene Impfstoffe auf dem Markt sind. Muss denn jedes Land seinen eigenen Impfstoff entwickeln oder ließe sich nicht, angesichts einer Pandemie, einer weltweiten Bedrohung der Menschheit, ein Impfstoff für alle entwickeln und v.a. von allen produzieren. Vielleicht würde es sogar die nationalen Egoismen aufweichen, die wir derzeit gerade wieder erleben in der Produktion und dem Vertrieb von Impfstoffen. Es erinnert stark an „America first“. „Wenn wir was übrig haben, dann geben wir auch was ab. Aber zuerst kommt das Amerikanische Volk dran“, so der derzeitige Präsident - nicht der davor. Haben Sie von Produktionsstätten in Frankreich, Spanien, Griechenland oder Italien gehört. In Italien? Ja, da soll jetzt Sputnik V produziert werden. Geht doch. Warum nicht mit den anderen Impfstoffen?

„Das…“, wie ein Freund sagte, „….erlaubt das System nicht.“ Welches System? Ach ja, unser kapitalistisches System erlaubt es nicht. Das System erlaubt aber, das Impfstraßen ungenutzt, leer bleiben, weil die Produktion der Impfstoffe nur schleppend vorangeht, so z.B. in Lübeck.

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Schauen wir doch mal in den Predigttext von gestern. Gestern war übrigens der Sonntag Lätare!
Lätare (Freue dich..), dieser Sonntag wird auch als kleines Ostern bezeichnet. Er ist ein Passionssonntag im Osterlicht. Es gibt eine Eigentümlichkeit dieses Sonntags, die liturgische Farbe. Sie ist rosa. Rosa deshalb, weil in der Mischung aus lila (Passion) und weiß (Ostern/Auferstehung) eben rosa wird. Stimmt vielleicht nicht, ist aber so! Nun haben sicher die wenigsten Gemeinde rosafarbene Paramente. Die kirchenjahreszeitlichen Anlässe sind dann doch rar gesät. Rosa wäre noch am 4. Advent vorgesehen. An Lätare gedenkt die Gemeinde im Gottesdienst des Leidens Jesu Christi, aber voller Freude im Licht der Auferstehung. So auch im Predigttext aus dem Johannesevangelium…oder?

„Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. Die traten zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollen Jesus sehen. Philippus kommt und sagt es Andreas, und Andreas und Philippus sagen's Jesus. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“
Joh. 12, 20-24 (Luther 2017)

Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem, auf dem Weg in den Tod. Wie um Himmels willen kann das etwas Gutes sein?! Theologen können das wortreich erklären, dann ist von Sünde die Rede, vom Heil, das das Kreuz bringt, von Vergebung und, und, und. Aber es bleibt ein Geheimnis, eines, an das man sich nur herantasten kann. Die nagende Frage bleibt: Wie kann Jesu Tod am Kreuz etwas Gutes sein?!
Manchmal muss man etwas loslassen, damit es zu neuer Blüte und zu seiner eigentlichen Bestimmung kommen kann. Bei Weizenkörnern gelingt uns dies ganz routiniert und angstfrei, denn die Erfahrung lehrt, dass es gut ausgeht.
Wenn diese Erfahrung fehlt, bleibt nur die Hoffnung. Der Predigttext wird gelegentlich auch bei Beerdigungen verlesen, und da ist es eben nicht Erfahrung, dass aus dem toten Menschen, der in die Erde gelegt wird, etwas Neues entsteht, sondern der Glaube, dass Gott es gut mit uns meint. So unmöglich die Frage zu beantworten ist, warum Jesus am Kreuz sterben musste, so leicht ist die Antwort darauf, warum er auferstanden ist: Er sollte der Erste von uns allen sein.

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“

Beim Tod haben wir keine Wahl: Irgendwann trifft er uns alle, ob wir uns ans Leben klammern oder nicht. Aber beim Leben, da haben wir eine Wahl. Das können wir fröhlich verbrauchen. Angstfrei. Vielleicht ist das ja auch bald beim Impfstoff so. Alles wird gut, bald ist Ostern.

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Ich grüße Sie wieder von meinem Schreibtisch aus und hoffe, dass es Ihnen und den Ihren gut geht und Sie gesund sind. Heute Abend werden wir über den weiteren Umgang in der Kirchengemeinde mit den Präsenzgottesdiensten beraten. Der Kirchengemeinderat tagt. Also mal sehen, was beschlossen wird. So oder so, Sie werden davon erfahren. Hier auf dieser Seite, in der Bordesholmer Rundschau oder in den Schaukästen an der Kirche oder auf dem Friedhof.

Nun wünsche ich Ihnen erstmal eine schöne Woche, seien Sie Gott befohlen in dieser merkwürdigen Zeit und passen Sie bitte auf sich und Ihren Nachbarn auf!

Unten gebe ich Ihnen noch die üblichen Hinweise und verbleibe mit den besten Wünschen für Sie

Ihr und Euer
Pastor

Henry Koop

 

Hier kommen noch die üblichen Hinweise:

Weitere religiöse Impulse finden Sie im Internet. Ich habe es schon in den vorherigen Briefen gesagt: Wenn Sie nicht so firm im Umgang mit dem Computer sind, lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkelkindern helfen, die können das.
Sie können auf den Seiten der Gemeinden aus der Eiderregion fündig werden, wenn Sie in der Nähe bleiben wollen: Schulensee, Kirchbarkau, Flintbek, Bordesholm aber auch auf den Seiten der anderen Nachbarn Bokhorst oder Nortorf.
Darüber hinaus auf den Seiten des Kirchenkreises Altholstein, der Nordkirche, der VELKD oder der EKD. Auch die neuen sozialen Medien bieten eine Menge. Suchen sie mal bei Instagram oder Facebook (aber seien Sie hier auch vorsichtig). Eine Fülle von religiösen Angeboten finden Sie ebenso in Funk und Fernsehen. Sie werden staunen, was es alles gibt.
Gerne mache ich wieder auf das Angebot des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg aufmerksam. Die Kirchengemeinde St. Jürgen sendet sonntags den Gottesdienst „Liveline“ aus der St. Jürgen-Kapelle. Schauen Sie mal rein. Es lohnt sich. Sie finden den Gottesdienst über die Internetseite der Kirchengemeinde St. Jürgen (www.st-juergen.de)

Und am Anfang der Woche erfahren Sie hier wieder die Neuigkeiten aus unserer Gemeinde mit einem religiösen Impuls, solange der Präsenzgottesdienst am Sonntag ausgesetzt ist.

Sie wissen, wenn wir in der Kirchengemeinde etwas tun können, dann melden Sie sich bitte.
Die Mitarbeiter/ -innen unserer Kirchengemeinde sind selbstverständlich ansprechbar.
In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zur Einkehr und zum Gebet geöffnet.