Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!
Möchten Sie sich dieses "Wort an die Gemeinde" anhören?
„Captain Tom“ ist gestorben. Haben Sie es gelesen?
Er ist Anfang der letzten Woche verstorben. Bekannt wurde er als „Captain Tom“, sein Name war Tom Moore. Moore war zuvor in ein Krankenhaus gebracht worden, weil er sich mit dem Coronavirus infiziert hatte. Wegen Medikamenten, die er zur Behandlung einer Lungenentzündung erhalten hatte, war er nicht gegen Covid-19 geimpft worden. Der 100 Jahre alte britische Veteran aus dem Zweiten Weltkrieg hatte im vergangenen Jahr auf ganz ungewöhnliche Art auf sich aufmerksam gemacht. Er hat in der Corona-Pandemie mit einem Spendenlauf umgerechnet etwa 37 Millionen Euro für den britischen nationalen Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) gesammelt. Moore war dafür 100 Runden mit seinem Rollator durch seinen Hinterhof marschiert. Für seine Spendensammelaktion erhielt er sogar den Ritterschlag von Königin Elisabeth II.
Was hat „Captain Tom“ gemacht? Er hat das gemacht, was er noch konnte. Mit seinem Rollator und mit kleinen Schritten hundert Runden drehen. Das konnte er noch und das hat er gemacht. Und mehr wird von niemandem verlangt, als das zu tun, was ich, was Sie, was wir jeweils noch können. Da gibt es kein zu wenig oder zu schwach – machen, und wir werden Frucht bringen.
Es gibt unter den Menschen soviel Einfallsreichtum, das ist schon sehr erstaunlich. Ob sich durch die 37 Millionen Euro der nationale Gesundheitsdienst wirklich verbessert hat, wissen wir leider nicht. Im Gesundheitssystem der Briten wird immer noch danach verfahren, wenn ein alter Mensch eingeliefert wird - lohnt sich noch oder lohnt sich nicht mehr. Und dann kann es sein, dass sie eben keine neue Hüfte mehr bekommen, weil sie einfach zu alt sind (oder kein Geld haben?). Beides ist richtig, jedenfalls für die britische Insel.
Wenn sie ein gutes Gedächtnis haben oder ein schnelles Internet, dann erinnern Sie sich vielleicht noch an Queen Mum, die Mutter von Queen Elisabeth II. Mit 95 Jahren hatte man ihr noch ein neues Hüftgelenk verabreicht. Normalerweise ist in Groß Britannien mit 85 Jahren für solche Operationen Schluss. Nun, eben normalerweise.
Der alten Dame sei ihre damalige Operation gegönnt, keine Frage, und sie hatte ja noch ein paar Jahre gut davon. Sie starb im gesegneten Alter von 101 Jahren. Aber jedem alten Menschen würden wir das wünschen. „Wer zahlt, bekommt.“ das ist die Devise.
Bei uns nicht? Ich will gar nicht die unterschiedlichen Leistungen in unserem Gesundheitssystem zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung aufzählen.
Ich erinnere nur eben an die Diskussionen in der letzten Woche zur momentanen Impfproblematik. Was wurde und wird sich immer noch aufgeregt darüber, dass die Briten, die Amerikaner und die Israelis viel mehr Impfstoff zur Verfügung haben, als die Europäer! Ein Impfgipfel wurde einberufen, die Beteiligten beschworen sich gegenseitig, dass nun mal der Impfstoff kommen müsse. Aber unter dem Strich stand: „Wer zahlt, bekommt.“ und wer mehr zahlt bekommt eben früher, da helfen auch keine Durchhalteparolen unserer Bundeskanzlerin bei ARD und ZDF oder bei RTL.
Es geht eben immer um Profit, selbst in einer nationalen Notlage. Das ist so schade und beschämend für unsere Gesellschaft. Und es ist erstaunlich wie ruhig und gelassen die Menschen das hinnehmen und akzeptieren, ja sogar Verständnis für die Verantwortlichen aufbringen und nicht in deren „Haut stecken“ möchten.
Gestern wäre ein Text aus dem Lukasevangelium (Lk 8,4-8) zu predigen gewesen:
„Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis: Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s. Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!“
100 Runden mit seinem Rollator im Hinterhof. Für einen Hundertjährigen eine stramme Leistung, doch unter ökonomischen Gesichtspunkten oder im Lichte der Vernunft gesehen eigentlich Unsinn. Gut, dass Tom Moore nicht so gedacht hat. Und gut, dass die vielen, vielen Menschen, die durch seine Aktion berührt wurden, nicht so gedacht haben, sondern geteilt haben. 37 Millionen Euro – das ist mehr als hundertfache Frucht.
Warum ist es nur so schwer, denen die viel haben - nicht nur an Geld, auch an Möglichkeiten, Macht und Einfluss - die Einsicht zu vermitteln, dass wir nur im Miteinander auf dieser Welt bestehen können?
Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!
Gestern gab es noch eine Premiere. Die sechs Kirchengemeinden der Eiderregion, die im Strukturprozess des Kirchenkreises Altholstein in Zukunft zusammen finden sollen, haben gestern gemeinsam einen digitalen Gottesdienst im Internet gehabt. Unter der Federführung von Pastorin Anke Wulf-Steger, die auch das Thema vorgegeben hat, wurde aus jeder Kirchengemeinde ein Stück des Gottesdienstes gesendet. Thematisch ging es um das Gemeinsame zwischen Juden und Christen unter dem Titel „#beziehungsweise -jüdisch und christlich: näher als du denkst“.
„Die ökumenisch verantwortete Kampagne „#beziehungsweise –jüdisch und christlich: näher als du denkst“ möchte dazu anregen, die enge Verbundenheit des Christentums mit dem Judentum wahrzunehmen. Auch und gerade im Blick auf die Feste wird die Verwurzelung des Christentums im Judentum deutlich. Mit dem Stichwort „beziehungsweise“ soll der Blick auf die aktuell gelebte jüdische Praxis in ihrer vielfältigen Ausprägung gelenkt werden. Die Kampagne ist ein Beitrag zum Festjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland….In einer respektvollen Bezugnahme auf das Judentum, die zur positiven Auseinandersetzung mit der Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland anregt, will die Kampagne auch einen Beitrag zur Bekämpfung des Antisemitismus leisten.“ So zu lesen auf der Internetseite der Verantwortlichen.
Unter der Adresse https://www.juedisch-beziehungsweise-christlich.de finden Sie weitere Informationen. Wir wollen in unserer Kirchengemeinde übers Jahr immer mal wieder auf die Gemeinsamkeiten zwischen Judentum und Christentum aufmerksam machen, und wir beteiligen uns an der Plakataktion. Schauen Sie also ruhig mal an unseren Schaukästen vorbei.
Den gemeinsamen Online Gottesdienst finden Sie übrigens über die Internetseite der Thomaskirche in Schulensee (www.thomasbote.de). Sie können ihn dort noch aufrufen.
Wieder grüße ich Sie von meinem Schreibtisch aus und hoffe, dass es Ihnen gut geht, sie gesund sind und dass Sie und alle, die Ihnen am Herzen liegen, gut durch diese Zeit kommen und die anderen auch.
Weitere religiöse Impulse finden Sie im Internet. Ich habe es schon in den vorherigen Briefen gesagt: Wenn Sie nicht so firm im Umgang mit dem Computer sind, lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkelkindern helfen, die können das.
Sie können auf den Seiten der Gemeinden aus der Eiderregion fündig werden, wenn Sie in der Nähe bleiben wollen: Schulensee, Kirchbarkau, Flintbek, Bordesholm aber auch auf den Seiten der anderen Nachbarn Bokhorst oder Nortorf.
Darüber hinaus auf den Seiten des Kirchenkreises Altholstein, der Nordkirche, der VELKD oder der EKD. Auch die neuen sozialen Medien bieten eine Menge. Suchen sie mal bei Instagram oder Facebook (aber seien Sie hier auch vorsichtig). Eine Fülle von religiösen Angeboten finden Sie ebenso in Funk und Fernsehen. Sie werden staunen, was es alles gibt.
Gerne mache ich wieder auf das Angebot des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg aufmerksam. Die Kirchengemeinde St. Jürgen sendet sonntags den Gottesdienst Liveline aus der St. Jürgen-Kapelle. Schauen Sie mal rein. Es lohnt sich. Sie finden den Gottesdienst über die Internetseite der Kirchengemeinde St. Jürgen (www.st-juergen.de)
Und am Anfang der Woche erfahren Sie hier wieder die Neuigkeiten aus unserer Gemeinde mit einem religiösen Impuls, solange der Präsenzgottesdienst am Sonntag ausgesetzt ist.
Sie wissen, wenn wir in der Kirchengemeinde etwas tun können, dann melden Sie sich bitte.
Die Mitarbeiter/ -innen unserer Kirchengemeinde sind selbstverständlich ansprechbar.
In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zur Einkehr und zum Gebet geöffnet.
Seien Sie Gott befohlen in dieser merkwürdigen Zeit und passen Sie bitte auf sich und Ihren Nachbarn auf!
Ihr/Euer
Pastor Henry Koop