Theater

Im weißen Rößl - oder was Josepha träumt

„Im weißen Rößl“
oder was Josepha träumt

Aufführung der Theatergruppe der Kirchengemeinde
St. Johannis Brügge
23.09.2016 und 24.09.2016 19.00 Uhr
25.09.2016 17.00 Uhr


Herzlich willkommen, meine sehr geehrten Damen und Herren,
zur Brügger Version des „Weißen Rössl“.

Zunächst zur Geschichte des Stücks: „Im weißen Rößl“ ist ein Singspiel in drei Akten von Ralph Benatzky. Ort der Handlung ist das Hotel Weißes Rössl in St. Wolfgang im Salzkammergut in Österreich. Das Libretto stammt vom Komponisten zusammen mit Hans Müller-Einigen und Erik Charell. Die Liedtexte stammen von Robert Gilbert, musikalische Einlagen von Bruno Granichstaedten, Robert Gilbert und Robert Stolz. Als Vorlage diente ein gleichnamiges Alt-Berliner Lustspiel von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg, das die beiden Autoren 1896 während eines Aufenthaltes in der Villa Blumenthal in der Nähe von Bad Ischl schrieben.
Das Singspiel Im weißen Rößl wurde am 8. November 1930 im Großen Schauspielhaus in Berlin in der Inszenierung von Erik Charell mit Max Hansen als Leopold und Camilla Spira als Josepha uraufgeführt.
Das Stück ist eine moderne Operettenrevue mit vielen bekannten Lieder, opulente Bühnen- und Kostümbild, spritzigen Balletteinlagen und einer Orchestrierung, die Volksliedhaftes mit jazzigen Elemente virtuos verbindet. Uns ist es vor allen Dingen bekannt, aus der Verfilmung mit Peter Alexander in der Rolle des Zahlkellners Leopold. Die Haltung des Ur-Rößl ist aber insgesamt satirischer als in dieser, das Stück auf Heimatseligkeit verharmlosenden Nachkriegsfassung. „Die Ur-Fassung ist eine temporeiche, tänzerisch kreiselnde und vergnüglich ins unvermeidliche Liebesglück taumelnde Bilanz des legendären Unterhaltungstheaters der Weimarer Republik.“

Wie aber macht man daraus eine Brügger Fassung?
Wie reduziert man die große Operette auf die Möglichkeiten, die uns hier zur Verfügung stehen? Und da verlasse ich mich gern auf die Dinge, die gut funktionieren: Das wunderbar spielfreudige Ensemble und die Kirche auch als sehr präsente und dennoch zurückhaltende Kulisse.

Und so entstand die Idee, das „Weiße Rössl“ in eine Seniorenresidenz zu verlegen. Die Bewohner und Angestellten dieser Seniorenresidenz verleben ihre Tage in nervtötender Monotonie. Wäre da nicht eine alte Dame, die früher einmal am Theater engagiert war und die fixe Idee hat, noch einmal die Wirtin Gabriela Josepha Vogelhuber vom „Weißen Rössl“ zu spielen. Und dieser Traum wird wahr. Immer wenn sie, oder jemand anderes, ihr altes Textbuch aufschlägt, verwandelt sich die Szenerie in die der alten Operette. Der Heimleiter wird zum Zahlkellner Leopold, die Küchenhilfe zu Ottilie, die Bewohner besetzen die Rollen von Dr. Siedler, Herrn Giesecke, Prof. Hinzelmann, der Kaiser u.a.
Im ersten Teil bis zur Pause mäandert die Handlung unseres Brügger „Weißen Rössls“ zwischen Banalität des Alltags der Seniorenresidenz und kühner Operettenfantasie, im zweiten Teil hat uns die Operette ganz und gar eingeholt. Und bevor wir alle wieder in der vielleicht etwas graueren Realtität landen, erleben wir ein Liebeskarussell vom aller Feinsten und hören solch wunderbare Lieder wie „Es muss was Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden“, „Im Salzkammergut da kann man gut lustig sein“, „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“ , um nur einige zu nennen.
Ist dies „Weiße Rössl“ wirklich nur der Traum von Frau Josepha? Findet alles ausschließlich in ihrer Fantasie statt oder lassen sich die Bewohner der Seniorenresidenz tatsächlich auf dieses Spiel ein? Die Frage wollten wir bewußt offen lassen. Allerdings, wenn man sich traut, eine Fantasiewelt zu betreten, dann ist doch alles möglich......oder?
Genießen Sie mit uns das „Brügger weiße Rössl“.

Viel Vergnügen wünscht Ihnen Birgit Bockmann und das Ensemble.

Inhaltsangabe:

1. Akt

Die Stimmung im Seniorenheim ist trüb. Wenn da nicht Josepha wäre, die sich immer wieder ins „Weiße Rössl“ träumt und damit ihre Mitbewohner nervt. Allerdings schafft sie es mehr und mehr, die anderen Bewohner in ihren Traum mitzunehmen. So geschieht es, dass die Terrasse der Seniorenresidenz sich in die des weißen Rössls mit ankommenden Vergnügungsreisenden verwandelt, Leopold Frau Josepha seine Liebe gesteht, aber abgelehnt wird. Herr Gieseke mit seiner Tochter Ottilie im „Weißen Rössl“ Quartier nimmt, in dem kurz darauf der Rechtsanwalt Dr. Siedler einkehrt, der die Interessen von Giesekes Erzkonkurrenten Sülzheimer vertritt und in den ganz nebenbei Frau Josepha auch noch verliebt ist, was wiederum den Leopold ägert. Kurzerhand quartiert Leopold Herrn Gieseke im Balkonzimmer ein, was eigentlich dem Stammgast Siedler versprochen ist. Frau Josepha begrüßt in der Zwischenzeit den geliebten Doktor. Als der nun aber in sein geliebtes Balkonzimmer will, ist der Ärger vorprogrammiert. Wahrscheinlich würde Siedler sofort abreisen, wäre da nicht die liebreizende Ottilie Gieseke, in die sich Siedler Knall auf Fall verliebt und es dieser auch sofort mitteilt. In das Glück hinein platzt die Therapeutin, die alle zum Boccia spielen einlädt und als Leopold die Gelegenheit allein mit Frau Josepha zu sein, einmal mehr nutzt, um ihr seine Liebe zu gestehen, erntet er eine saftige Ohrfeige. Noch einmal besingt er sein Liebesleid, als die Bocciagesellschaft vom Regen überrascht ins Haus zurückdrängt.

2. Akt
Leopold, jetzt als Heimleiter, kümmert sich besorgt um Frau Josepha, die offenbar durch den Regenguss einen Schaden genommen hat und nur darüber nachdenkt, was sie Dr. Siedler servieren könnte. Als Leopold Siggi, seinen Mitarbeiter, als Hilfe hinzuruft, öffnet dieser das Textbuch und wieder sind wir in der Operette. Leopold ist hoffnungslos eifersüchtig auf Dr. Siedler und streitet sich mit Frau Josepha so sehr, dass diese ihn entlässt. So verlassen kann Leopold nicht anders, als uns sein tiefstes Leid klagen: „Zuschau’n kann i net“. Danach will er das weiße Rössl verlassen. Jetzt kommt Frau Josepha, die Dr. Siedler das Frühstück servieren möchte. Der Dr. antwortet ihr ungewöhnlich freundlich. Dabei hat sie nur leider nicht gemerkt, dass Siedler nicht mit ihr spricht, sondern eigentlich Ottilie meint, die auf dem gegenüberliegenden Balkon aufgetaucht ist. Kaum verlässt Josepha die Szene, gesteht Siedler Ottilie einmal mehr seine Liebe. Findet aber auf den Boden der Tatsachen zurück, als die Köchin der Seniorenresidenz bemerkt, es sei längst Zeit für das Mittagessen. Nun übernimmt die Therapeutin das Zepter, resümiert über die Operette und schlägt zu guter Letzt wieder das Textbuch auf. Gieseke erscheint, kurz darauf Leopold, der Gieseke von seiner Entlassung in Kenntnis setzt und schließlich Frau Josepha, die es schafft, den ollen Gieseke ein wenig aufzuheitern.

Pause

2. Akt

Sigismund Sülzheimer, der Spross des großen Konkurrenten von Gieseke, reist mit der Bahn an. Er ist ein ausgesprochen lebhafter, vor allem aber von sich eingenommener junger Mann, der in der Bahn Professor Hinzelmann kennengelernt hat, einen Privatgelehrten, der die Reiseleidenschaft hat. Ebenfalls in der Bahn hat er die Tochter Klärchen Hinzelmann kennengelernt, die es ihm offenbar angetan hat. Nachdem die Formalitäten der Unterbringung abgeklärt sind, erkundigt sich Siggi nach dem Familienbad, da er doch eine wahre Badeschönheit wäre. Nachdem wir das alle bestaunen können, kommt jetzt zu unserer Überraschung der Kaiser am Wolfgangsee an und die Wirtin vom weißen Rössl steht ziemlich dumm da, da sie ihren Oberkellner entlassen hat. Zum Glück kehrt dieser im rechten Moment, dafür aber völlig betrunken, zurück. Und als der Leopold einmal mehr mit ansehen muss, wie seine geliebte Josepha sich um Dr. Siedler bemüht, platzt ihm der Kragen und er macht seinem Unmut Luft.

3. Akt

Der Kaiser hat tatsächlich im „Weißen Rössl“ Quartier genommen und Frau Josepha serviert ihm das Frühstück. Dabei vertraut sie sich ihm an. Und der Kaiser, als erfahrener Mann, gibt ihr den entscheidenden Tipp, wie sie sich in dieser vetrackten Liebeslage verhalten sollte, dann wird er von seiner Jagdgesellschaft abgerufen. Jetzt kommt Siedler aus dem Rössl, noch einmal leuchtet bei Frau Josepha die Verliebtheit auf. Als ihm aber Ottilie folgt, weiß Frau Josepha, was sie zu tun hat.
Jetzt gehen wir in den heurigen Garten, in dem sich die in der Zwischenzeit völlig betrunkene Jagdgesellschaft, nebst Hinzelmann, Gieseke, Leopold, schließlich auch Ottilie und Siedler eingefunden hat. Hinzelmann hat gegen alle früheren Beteuerungen doch getrunken und singt nun beschwingt sein Lied, und tut damit seine Lebensphilosophie kund. Gieseke bemerkt, dass sich zwischen seiner Tochter und Siedler etwas anbahnt und will die beiden trennen. In diesem Trubel taucht Josepha auf und gibt Leopold sein Arbeitsbüchel. Dieser meint zu wissen, was er darin vorfindet, statt der erwarteten Entlassung findet er jedoch einen Heiratsantrag von Frau Josepha an ihn. Voller Glück entschließt sich das Paar, die gesamte Gesellschaft auf ein Glas einzuladen. Und jetzt kann Siedler auch endlich seinen zukünftigen Schwiegerpapa überzeugen, seine Einwilligung zur Hochzeit zu geben. Alles endet in einem großen Glück.
Wäre da nicht die Seniorenresidenz und ihr Heimleiter, der dem Spiel ein jähes Ende macht. Aber wer weiß, vielleicht spielt man ja morgen wieder...

“Im weißen Rössl“