Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Möchten Sie sich dieses "Wort an die Gemeinde" anhören? 

Gestern war der letzte Sonntag nach Epiphanias. Nach diesem Sonntag geht die Weihnachtszeit zu Ende. Heute noch, morgen ist es dann soweit, am 2. Februar. Warum das so ist? Nun, da müssen Sie mal das Stichwort „Mariä Lichtmess“ in ihre Suchmaschine eingeben. Dann werden sie dort finden, dass dieses katholische Fest auf ein Reinigungsritual nach der Geburt eines Kindes zurückgeht und den Schlusspunkt der Weihnachtszeit setzt. 40 Tage nach der Geburt des Kindes.
Der 6. Januar, der Tag zum Fest der Heiligen drei Könige oder Epiphanias, ist für die meisten von uns das Ende der Weihnachtszeit. Dann wird die Krippe eingepackt und verstaut und der Tannenbaum wird entsorgt.
Wir in unserer Kirchengemeinde haben uns dem Datum im Februar angeschlossen und bauen nach dem 2. Februar unsere schön Krippe wieder ab. Dadurch setzen wir das Zeichen, dass nun die Weihnachtszeit oder der Weihnachtskreis zu Ende ist.

Wie geht es Ihnen in diesen Zeiten? Wir haben noch 14 Tage Lockdown vor uns.
Am Wochenende war bei mir so ein Moment, da dachte ich daran, wie gern ich mich mit Freunden zum Essen verabredet hätte, vielleicht in Stoltenbergs Gasthof bei unserem Kröger Eugen und seinem Bruder Norbert: Oh ja, das wär‘ was. Aber nein, geht ja nicht.
Diese kleinen Momente voller Ungeduld, in denen ich die Pandemie mit all ihren Auswirkungen auf den Alltag einfach nur abstreifen möchte, sie häufen sich.
Es nervt langsam! Wie lange noch? Klar, es gibt weitaus größere Belastungen als die Sehnsucht nach Ausgelassenheit in fröhlicher Runde. Ich denke da zum Beispiel an die vielen Eltern, die es wirklich nicht leicht haben mit ihren Kindern zuhause. Homeschooling-Kinder und Homeoffice - Eltern.
Was ich sagen will: Nach diesen langen Monaten hat jeder seine Gründe, ungeduldig zu sein. Verstehe ich. Nicht verstehen kann ich allerdings, dass die Forderung nach Lockerungen ausgerechnet jetzt wieder lauter wird.
Klar, die Inzidenz ist zum erstmal seit langer Zeit in Deutschland unter Hundert gerutscht - aber reicht das schon aus? Auch die Neuinfektionen sinken gegenüber der Vorwoche - aber reicht das schon aus? Nein, tut es nicht.
Und auch der sogenannte Impfgipfel, der heute stattfinden soll und von der Bundesregierung initiiert wurde, wird nicht von heute auf morgen das Impfproblem lösen.
Was das heißt ist doch auch klar. Es ist eben nichts klar. Und darüber hätten wir alle doch gerne Klarheit.
Aber es ist nicht die Zeit für Lockerungen. Sondern, es ist die Zeit des beherzten Durchgreifens. Wenn die großen Pharmaindustrien in diesem Notstand nicht auf Linie laufen, dann muss es halt mal ein paar Verordnungen geben. Wer mit und von Steuergeldern auf einer intakten Infrastruktur sein Geschäft aufbaut, kann sich in einer Notlage auch mal nach den Notwendigkeiten in einem Land richten und seinen Profit hinten an stellen. Und was ist nun endlich mit der Entwicklung von Medikamenten. Wir alle sind aufgerufen in dieser Zeit zusammen zu stehen. Jeder an seinem Platz. Jede wie sie kann. Jeder mit seiner Kraft und seinem Mut.

Es ist ja Hoffnung da. Und wenn jetzt der Wille zu „Mehr“ noch dazu kommt. Dann kann es immer besser werden. Machen wir also das, was wir können. Wir Christen sind doch Weltmeister im Hoffen. Unser Glaube ist doch ein pures Hoffen. „Glaube, Liebe, Hoffnung…“ sie wissen schon.
Gerade habe ich den Artikel für den kommenden Gemeindebrief geschrieben, zum Thema Hoffnung und Jürgen Moltmann zitiert, der in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts seine „Theologie der Hoffnung“ veröffentlicht hat. Die „Theologie der Hoffnung“ entstand aus Jürgen Moltmanns intensiver Beschäftigung mit den Werken Ernst Blochs, eines deutschen Philosophen, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in der Deutschen Demokratischen Republik niederließ, dort jedoch aufgrund seiner unorthodoxen Einstellung zum Marxismus in Ungnade fiel. Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 kehrte Ernst Bloch von einer Reise in den Westen nicht mehr in die DDR zurück und lebte fortan in Tübingen, wo Jürgen Moltmann später als Professor lehrte. Ernst Blochs Hauptwerk mit dem Titel „Das Prinzip Hoffnung“ besteht aus drei Bänden und stützt sich als Motiv auf den Exodus des Alten Testaments, der dieses Prinzip Hoffnung zum Rahmen menschlichen Handelns macht.
Jürgen Moltmann schreibt: „Wer auf Christus hofft, kann sich nicht mehr abfinden mit der gegebenen Wirklichkeit, sondern beginnt an ihr zu leiden, ihr zu widersprechen. Frieden mit Gott bedeutet Unfrieden mit der Welt, denn der Stachel der verheißenen Zukunft wühlt unerbittlich im Fleisch jeder unerfüllten Gegenwart.“ Eine solche Hoffnung, so fährt er fort, „macht die christliche Gemeinde zum Quellort immer neuer Impulse für die Verwirklichung von Recht, Freiheit und Humanität hier im Licht der angesagten Zukunft, die kommen soll.“ (Theologie der Hoffnung, Gütersloh 2005. S. 17)

Hier der Predigttext von gestern aus dem 2. Petrusbrief:

„Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.“ (2.Petr.1,16-19)

Wir haben guten Grund zum Hoffen!
Und doch gibt es Tage in unserem Leben, die unseren Mut und unsere Geduld auf die Probe stellen. Da braucht es dann ganz besonders die Erinnerung an die Herrlichkeit, das Spüren ihrer Gegenwart inmitten der Dunkelheit. Wie hält man durch? Wie behält man trotz allem den langen Atem, den es braucht? Wir hier leiden ja nun alle, die einen mehr, die anderen weniger, nun schon ein Jahr lang an dieser öden und bedrohlichen Zeit, wo es zwar auch mal gute Nachrichten gibt (Impfstoff), dann aber wieder welche, die das infrage stellen (Mutationen des Virus), sodass das Licht am Ende des Tunnels eher so ein Flickern und Flackern ist.
Und doch: Wir haben guten Grund zum Hoffen! Halten wir zusammen. Jeder an seinem Platz!

Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Ich grüße Sie wieder ganz herzlich von meinem Schreibtisch aus und hoffe, dass es Ihnen gut geht, sie gesund sind und dass Sie und alle, die Ihnen am Herzen liegen, gut durch diese Zeit kommen und die anderen auch.

Weitere religiöse Impulse finden Sie im Internet. Ich habe es schon in den vorherigen Briefen gesagt: Wenn Sie nicht so firm im Umgang mit dem Computer sind, lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkelkindern helfen, die können das.
Sie können auf den Seiten der Nachbarn in Bordesholm, Bokhorst oder Flintbek fündig werden, wenn Sie in der Nähe bleiben wollen.
Darüber hinaus auf den Seiten des Kirchenkreises Altholstein, der Nordkirche, der VELKD oder der EKD. Auch die neuen sozialen Medien bieten eine Menge. Suchen sie mal bei Instagram oder Facebook (aber seien Sie hier auch vorsichtig). Eine Fülle von religiösen Angeboten finden Sie ebenso in Funk und Fernsehen. Sie werden staunen, was es alles gibt.
Gerne mache ich wieder auf das Angebot des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg aufmerksam. Die Kirchengemeinde St. Jürgen sendet sonntags den Gottesdienst Liveline aus der St. Jürgen-Kapelle. Schauen Sie mal rein. Es lohnt sich. Sie finden den Gottesdienst über die Internetseite der Kirchengemeinde St. Jürgen.

Und am Anfang der Woche erfahren Sie hier wieder die Neuigkeiten aus unserer Gemeinde mit einem religiösen Impuls.

Sie wissen, wenn wir in der Kirchengemeinde etwas tun können, dann melden Sie sich bitte.
Die Mitarbeiter/ -innen unserer Kirchengemeinde sind selbstverständlich ansprechbar.
In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zur Einkehr und zum Gebet geöffnet.

Seien Sie Gott befohlen in dieser merkwürdigen Zeit und passen Sie bitte auf sich und Ihren Nachbarn auf!

Ihr/Euer
Pastor Henry Koop