Liebe Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus!

Drei Wochen liegen nun vor uns, in denen wir mit verschärften Kontaktbeschränkungen leben müssen. Nur eine Person, zu dem Hausstand in dem man lebt, darf man treffen. Das geht doch eigentlich gar nicht. Denken Sie mal an die Eltern, die ihre Kinder bei den Nachbarn oder den Großeltern unterbringen müssen, weil der Kindergarten geschlossen ist, denken Sie mal an die alten Eltern, die Ihren Sohn, der mit seiner Frau und deren Kindern zusammen lebt, zum Geburtstag besuchen möchten oder denken Sie an die Geschwister, die zum Ehejubiläum ihrer Eltern zusammen kommen wollen.
Aber die Kritik ist in diesem Falle leicht, zeigt sie uns doch andererseits, wie hilflos unsere Politik und mit ihr alle gesellschaftlichen Institutionen gegenüber dieser Seuche sind, die gerade unter uns ausgebrochen ist und die alle versuchen einzudämmen.
Auch wir in der Kirchengemeinde treffen uns (per Videokonferenz oder E-Mail) und überlegen wie wir uns verhalten sollen. Alle Veranstaltungen sind abgesagt, der Kindergarten fährt ein Notprogramm, Amtshandlungen werden nur mit wenigen Besuchern gefeiert. Und was ist mit den Sonntagsgottesdiensten? Wir haben jetzt vorerst überlegt, sie nicht zu feiern.
Zwar sind keine Massen zu erwarten, doch bieten sie die Möglichkeit sich anzustecken. Auch wenn das Hygienekonzept der Kirche greift, ist doch im Verhältnis zu den gesellschaftlichen Verschärfungen es eher unangebracht, dass wir derartige Veranstaltungen durchführen.
Wir wollen gemeinsam erreichen, dass die Neuinfektionen sinken. Leider ist das momentan nicht der Fall. Vielleicht aber tragen wir jetzt auch dazu bei, wenn wir erstmal auf unsere Gottesdienste verzichten. Das geht für eine Kirche natürlich an ihr Selbstverständnis, das Evangelium zu verkündigen, entspricht aber in der vorliegenden Situation im Grundsatz dem Gebot der Nächstenliebe, so wir uns (vor)einander in Schutz nehmen, so widersinnig das auch klingen mag.
Also erstmal keine Sonntagsgottesdienste, verbunden mit der Hoffnung, dass wir später wieder feiern können, wie wir wollen und dass andere Themen, die über das Jahr in den Hintergrund gerückt sind wieder hervorkommen.

Mit diesen Themen könnten wir uns jetzt ein wenig auseinandersetzen. Ich will ein paar aufzählen, die Liste ist allerdings viel länger:

Die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mitfinanzierte "Sea-Watch 4" wird seit September in Palermo von den italienischen Behörden festgehalten, nachdem sie bei ihrem ersten Einsatz mehr als 350 Menschen aus Seenot gerettet hatte. Zur Begründung waren angebliche Sicherheitsmängel genannt worden und die Situation der Flüchtlinge im Allgemeinen darf nicht aus dem Blick geraten. Die Lager sind heillos überfüllt. Denken Sie nur an die Bilder aus Bosnien und von den griechischen Inseln. Es fehlt an allem. Die Kinder brauchen besondere Unterstützung. Hier gilt es um so mehr, dass wir unser Bewusstsein schärfen lassen und die Verantwortlichen an ihre Verantwortung immer wieder erinnern. Dazu gehört, dass wir nicht still sind, auch wenn wir momentan keine Gottesdienste feiern, in denen auf die Not der Schutzsuchenden aufmerksam gemacht wird und wir Gott um seinen Beistand bitten können. Den Geflüchteten muss dringend geholfen werden, weil sie unter menschenunwürdigen Verhältnissen leben und sterben. Europa ist hier in der Pflicht. Auch dazu hat die Kirche ein Wort zu sagen, im Gebet genauso wie in der Verkündigung.

Ich habe schon am letzten Mittwoch in der Bordesholmer Rundschau geschrieben, dass ein großes Thema im kirchlichen Bereich natürlich der Wegfall der Heilig Abend Kollekte für „Brot für die Welt“ ist. Die Weihnachtskollekte, die traditionell über die Weihnachtsfeiertage für „Brot für die Welt“ gesammelt wird, ist ja in diesem Jahr weggefallen, weil wir keine Gottesdienste gefeiert haben. Das ist sehr schade und fällt natürlich für „Brot für die Welt“ stark ins Gewicht.
Über 90% der Jahreseinnahmen werden an die Projekte in der ganzen Welt verteilt. Das ist eine ganze Menge. In diesem Jahr müssen die fehlenden Einnahmen über andere Kanäle gesammelt werden. Hoffentlich gelingt es. In diesem Jahr ist das Motto für die 62. Aktion von „Brot für die Welt“ übrigens: „Kindern Zukunft schenken“. (Weitere Informationen dazu unter www.brot-fuer-die-welt.de). Hier dürfen wir nicht unsere Hände in den Schoß legen und auch hierzu hat die Kirche ein Wort zu sagen.

Die Zunahme totalitärer Ideen, der Widerstreit der Systeme, die Situation in den USA, die uns letzte Woche noch einmal in Atem gehalten hat. Brandgefährlich ist so etwas und es kann leicht eskalieren, wenn Menschen erst an den Rand ihrer Existenz gebracht wurden und dann für irgendwelche Machtansprüche instrumentalisiert werden. Und während die meisten Menschen mit der Pandemie in Schach gehalten werden, werden still und heimlich Strukturen verstärkt, die nicht geeignet sind demokratische Grundrechte zu gewährleisten. Wir erleben solche Entwicklungen leider auch in Europa, in Polen oder Ungarn. Es ist höchste Wachsamkeit geboten, es ist an der Zeit hier deutlich zu werden und dazu hat auch die Kirche ein Wort zu sagen, im Gebet genauso wie in der Verkündigung.

„Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ Das ist der Wochenspruch für die angebrochene Woche, ein Satz des Paulus aus seinem Brief an die Gemeinde in Rom.

Nun wird bei uns ja nicht die Religionsfreiheit in Frage gestellt. Wir dürfen unsere Religion leben, neben den anderen, die das auch tun dürfen. Das ist gut so!

Der Satz bringt ein zentrales Thema der Epiphaniaszeit auf den Punkt. Diese Zeit lädt uns auch dazu ein, darüber nachzudenken, was wir aus dem Weihnachtsfest mitnehmen können in unseren Alltag. Denn das Licht des Festes möchte weiter leuchten, in jedem und jeder von uns und in allen Menschen, die im Geist Gottes miteinander auf dem Weg sind.

Für die konkrete Umsetzung, bezogen auf unser Verhalten gegenüber dieser Seuche, die uns bedroht, haben wir uns erstmal entschieden mitzumachen. Wir versuchen jede und jeden von uns zu schützen, indem wir uns erstmal nicht treffen, auch wenn es schwer fällt. Für viele von uns ist das aber gut möglich. Für andere, die es nicht so gut aushalten, denen geben wir Hilfen, wo wir können.

Religiöse Impulse finden Sie im Internet. Wenn Sie nicht so firm im Umgang mit dem Computer sind, lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkelkindern helfen, die können das.
Ich gebe Ihnen in der Nachschau auf Weihnachten den Hinweis auf die Internetseite unseres Kirchenkreises Altholstein. Dort finden Sie eine schöne Reihe über die Krippenfiguren meiner Kollegin Regina Nitz. Vielleicht haben Sie daran Interesse. Sie können auch auf den Seiten der Nachbarn in Bordesholm fündig werden. Darüber hinaus auf den Seiten der VELKD oder der EKD. Auch die neuen sozialen Medien bieten eine Menge. Suchen sie mal bei Instagram oder Facebook (aber seien Sie hier auch vorsichtig). Eine Fülle von religiösen Angeboten ebenso in Funk und Fernsehen. Sie werden staunen, was es alles gibt.

Am Anfang der Woche, erfahren Sie hier die Neuigkeiten aus unserer Gemeinde, meist mit einem religiösen Impuls.

Die Mitarbeiter/ -innen unserer Kirchengemeinde sind selbstverständlich ansprechbar. In seelsorgerlichen Angelegenheiten erreichen Sie mich jederzeit telefonisch unter 04322/4014.
Die Kirche ist tagsüber für Sie zur Einkehr und zum Gebet geöffnet.

Seien Sie Gott befohlen in dieser merkwürdigen Zeit und passen Sie bitte auf sich und Ihren Nachbarn auf!

Ihr Pastor Henry Koop